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2493 Oumuamua war ein Alien-Artefakt.

Im Jahr 2017 durchquerte ein extrasolarer Komet das Sonnensystem. Er kam mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass sein Ursprung außerhalb des Sonnensystems sein musste. Das Objekt bekam den Namen Oumuamua. Es wurde erst als interstellarer Asteroid klassifiziert. Später wurde er als Komet eingeordnet, da geringe Änderungen der Trajektorie auf Ausgasungen hindeuteten.

Das wirklich Erstaunliche war seine Form. Die damaligen Astronomen konnten in ihren Teleskopen nur einen Punkt sehen. Aber der Punkt blinkte. Daraus schloss man, dass Oumuamua schnell rotiert. Aus dem Helligkeitsverlauf konnte man berechnen, dass Oumuamua mindestens 5-mal so lang wie breit war, eine Zigarrenform von etwa 250 x 50 x 50 Meter. Die schnelle Rotation sprach für einen massiven Körper, denn bei seiner geringen Gravitation musste das Objekt aus einem massiven Stück bestehen. Sonst wäre es durch die Fliehkräfte längst auseinandergefallen. Leider konnte man das nicht direkt nachprüfen. Für eine Rendezvous-Mission war Oumuamua viel zu schnell. Es gab keine Sonde in der Nähe. Man konnte ihn nicht besuchen.

Spektroskopie zeigte einen hohen Metallanteil. Schon früh gab es Vermutungen, dass Oumuamua künstlichen Ursprungs sein könnte. Radioempfänger wurden ausgerichtet und bei seinem minimalen Erdabstand von 33 Millionen Kilometer hätte man Sender bis zu einem Zehntel Watt empfangen. Aber es gab keine aktiven Emissionen. Oumuamua verschwand schnell wieder in den Tiefen des Alls und geriet in Vergessenheit. Jedes Jahr wuchs der Abstand um fast eine Lichtstunde, für Jahrhunderte.

Im Jahr 2493 ist Oumuamua fast 400 Milliarden Kilometer entfernt. Das sind zwei Lichtwochen oder 2700 AU, 2700-mal so weit von der Sonne, wie die Erde, weit in der Oortschen Wolke. Aber das ist eine Distanz, die experimentelle Antriebe nach dem Raumkrümmer-Prinzip inzwischen schaffen. Eine Expedition macht sich auf, den alten Kometen zu besuchen. Die größte Schwierigkeit liegt nicht darin, den Kometen einzuholen, sondern ihn dann im Zielgebiet aufzuspüren. Richtung und Geschwindigkeit wurden im 21. Jahrhundert genau vermessen. Der Vektor ist ziemlich gut bekannt. Und wenn die Bahn nicht gestört wurde, dann sollte sich Oumuamua in einem Raumvolumen von drei Kubik-AU oder 10 hoch 25 Kubikkilometern befinden. Optisch ist der Komet nicht aufzuspüren. Dort draußen bekommt er Milliarden mal weniger Licht als die Erde und er ist außerdem ziemlich schwarz. Aber mit Radar kann man ihn finden. Die Mission bringt im Zielgebiet mehrere starke Radarsender aus und wartet auf Echos. Nachdem man das mehrmals wiederholt hat, detektiert man ein Signal am Rand des Suchraumes. Die Flugzeit ins Zielgebiet über 2700 AU hatte acht Tage gedauert, die anschließende Suche 40 Tage.

Das Forschungsschiff nähert sich Oumuamua. Endlich kann man das Objekt wirklich in Augenschein nehmen. Man muss es mit Scheinwerfern beleuchten, ein schwarzer Brocken in der Schwärze des Alls. Die Oberfläche ist sehr glatt. Es ist keine Zigarrenform, wie früher angenommen, sondern ein Zylinder. Oumuamua ist eindeutig künstlicher Herkunft. Er ist ein perfekter Zylinder, fast 400 Meter lang und 50 Meter im Durchmesser. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein leerer Treibstofftank. Eine genauere Untersuchung zeigt im Inneren Reste von Wassereis. Das war die Quelle der vor Jahrhunderten vermuteten Ausgasungen. Die Oberfläche hat unzählige Einschläge von Mikrometeoriten und Staub. Eine statistische Analyse der Oberfläche ergibt ein Alter von 150 Millionen Jahren. Oumuamua ist eines der ältesten Produkte einer technischen Zivilisation, die jemals entdeckt wurden.

Das Objekt hat einige kleinere Ausbuchtungen und Halterungen, aber – abgesehen von den Meteoriteneinschlägen – keine Schäden. Oumuamua wurde anscheinend absichtlich freigesetzt und nicht durch einen Unfall abgesprengt. Vor 150 Millionen Jahren war er Teil einer größeren Struktur, einer Raumstation, eines Schiffs oder eines Habitats. Oumuamua diente vermutlich als Wassertank. Nachdem der Tank geleert war, scheint er abgetrennt worden zu sein und ist seitdem auf seiner Trajektorie verblieben.

Oumuamua entfernt sich zwar schnell mit 26 Kilometer pro Sekunde vom Sonnensystem. Aber trotzdem hat er eine ähnliche Umlaufbahn um das galaktische Zentrum, wie unsere Sonne. Die Relativgeschwindigkeit ist klein gegenüber der gemeinsamen Geschwindigkeit um das Zentrum der Milchstraße (ca. 225 km/s). Die Sonne ist selbst auch etwa 20 km/s schneller als die mittlere Geschwindigkeit der Sterne in ihrer Umgebung.

Die aktuelle Relativgeschwindigkeit von Oumuamua zum Sonnensystemen bedeutet nicht, dass sich damals eine technische Konstruktion mit 26 km/s Fluchtgeschwindigkeit bewegte. Vielleicht war sie fast in Ruhe gegenüber ihrem Ursprungssystem. Vielleicht gehörte Oumuamua den Bewohnern eines dortigen Oort-Objekts. Seit damals haben sowohl Sol als auch Oumuamua das galaktische Zentrum zu zwei Dritteln umrundet und auf dem Weg durch gravitative Wechselwirkungen mit anderen Sternen immer wieder leicht die Richtung geändert. Die Relativgeschwindigkeit ist nur die Folge eines anderen Richtungsvektors bei im Wesentlichen ähnlicher Geschwindigkeit.

Letztlich ist Oumuamua ein uraltes Stück Schrott, das zufällig das Sonnensystem durchquerte. Astronomen im 21. Jahrhundert mussten annehmen, dass es sich um ein natürliches Objekt handelt. Alles andere wäre als Science-Fiction und als Wunschdenken bezeichnet worden.

Im 21. Jahrhundert wusste man noch nicht, wie weit verbreitet technische Zivilisationen tatsächlich sind, wie lang es sie schon gibt und wie gigantisch ihre Operationen sind im Vergleich zu planetengebundenen Gesellschaften. Moderne technische Zivilisationen haben eine millionenfach höhere industrielle Kapazität, als die Erde des 20. Jahrhunderts. In hunderten Millionen Jahren gab es Millionen solcher Zivilisationen. Im Lauf der Zeit haben alle zusammen viele Billionen Billionen Objekte wie Oumuamua hinterlassen. Das ist eine Größenordnung, die schon fast an die Zahl natürlicher Irrläufer in der Galaxie heranreicht.

Es war nur ein Zufall, dass der erste interstellare Besucher ein technisches Relikt war. Viele andere Irrläufer, die später das Solsystem besuchten, waren natürlichen Ursprungs.

2495 Jamaliya Verschwörung.

Eine nukleare 200 Kilotonnen Explosion zerstört Jamaliya, eine Millionenstadt in Dravida Nadu (Südindien). 800.000 Menschen kommen ums Leben, drei Millionen sind verletzt, 15 Millionen werden obdachlos. Das Profil der Explosion deutet auf eine Antimaterie-Reaktion hin. Die offizielle Untersuchung vermutet als Ursache einen illegalen Amat-Reaktor in einem Vorort nahe der Ingenieurshochschule von Tiruvathevan. Die wahren Umstände kommen erst 100 Jahre später ans Licht.

Die Antimaterie-Detonation war tatsächlich auf einen illegalen Reaktor zurückzuführen, aber nicht, wie angenommen, durch einen technischen Fehler, sondern sie war bewusst ausgelöst worden im Rahmen einer Geheimoperation der Koalition auf der Erde. Die Explosion sollte ein anderes Verbrechen zu vertuschen.

Die Operation "Eryu" (=flüstern) wurde durchgeführt vom Koalitionsnachrichtendienst repräsentiert durch Dianfu Fuwu, die Subversionseinheit des Xinyu Xin Duohui, dem auf die Rückgewinnung der Erde spezialisierten Teil des Geheimdienstes von Xinyu Xin, einer lunaren Mega-Souveränität. Dianfu Fuwu experimentierte in Jamaliya mit einem Memvirus. Dafür wurde ein Designervirus freigesetzt, das bei Infektion Meinungen und Überzeugungen verändern kann. Dianfu Fuwu hatte das Virus im lunaren Orbit entwickelt mit dem Ziel, die irdische Öffentlichkeit für expansionistische Propaganda empfänglicher zu machen. Das Virus überwindet die Blut-Hirn-Schranke und manipuliert die neuronale Verarbeitung durch Freisetzung von Hormonen und direkte Aktivierung von Neuronen. Die richtige Auswahl der neuronalen Areale erwies sich als schwierig. Man konnte auf umfangreiche Methoden der viralen Depressionstherapie zurückgreifen, aber die gezielte Manipulation unterbewusster Ideen war eine neue Qualität. Tests während der Entwicklung zeigten eine Erfolgsquote von 30% für eine erfolgreiche Installation einer liberalen, expansionistischen Ideenwelt bei geringen Nebenwirkungen durch Beeinflussung anderer Areale. Das wurde als ausreichend angesehen.

Das Virus sollte sich sehr langsam ohne Krankheitsmerkmale verbreiten, um die Gesundheitskontrolle zu unterlaufen. Man hatte dabei das rituelle Bad im Ambuli River beim Wasserfest übersehen, bei dem sehr viele Viren in das Wasser gelangten und durch die lokale Wasserversorgung schnell die Bevölkerung einiger Stadtteile infizierten. Gleichzeitig tauchte eine Nebenwirkung auf, die bei einem kleinen Teil der Infizierten Hemmungen und Moral ausschaltete. Jamaliya wurde über Nacht von einer unerklärlichen Gewaltwelle heimgesucht. Die Infektion schien sich außerdem wesentlich schneller direkt zu verbreiten, als man in der sterilen Umgebung im Mondorbit angenommen hatte.

Die Verantwortlichen bei Dianfu Fuwu befürchteten, dass die Gesundheitsbehörden der Union sehr schnell die Ursache der Gewaltwelle entdecken würden und dass die Erde drastisch auf diese massive Verletzung ihrer Souveränität reagieren würde. Sie veranlassten deshalb – ohne Rücksprache mit der Koalition – durch einen lokal operierenden Agenten die Fehlfunktion eines der illegalen Amat-Reaktoren. Die Explosion löscht das südliche Jamaliya aus.

Einzelne verschleppte Infektionen stellen keine Gefahr dar, da die von Mensch zu Mensch bei normalem Kontakt übertragene Virenmenge (meistens) zu gering für eine Infektion ist.

Die Jamaliya Verschwörung wird bekannt durch die Veröffentlichung von mehreren tausend Dokumenten der Operation "Eryu" durch einen Insider bei Dianfu Fuwu. Sie ist ein Beleg für den Umfang der Geheimoperationen der Koalition auf der Erde während der Isolation, ein klarer Verstoß gegen die offizielle Politik und die Vereinbarungen von Quadrupol.

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