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2915 Überlichtfähige Belagerungskanone. ![]() Überlichtfähige Belagerungskanone. Im Einsatz gegen Kisor. Eine Belagerungskanone mit eigenem Überlichtantrieb für den Einsatz bei großangelegten Offensivoperationen in fernen Sternensystemen. Die elektronmagnetische Kanone eines Großkampfschiffes wurde für eine überlichtfähige Plattform in Fregattengröße adaptiert. Das Schiff erhielt außerdem eine eigene Punktverteidigung für den Nahbereich, die vor allem während des aktiven Schussbetriebs Gegenfeuer abwehren sollte. Trotzdem musste sich die Railgun für längere Operationen auf den Raketenschirm einer Flotte verlassen. Die Überlichtschale wurde vor dem operativen Betrieb abgekoppelt, da schon kleine Beschädigungen der empfindlichen Konverterpole das Schiff bewegungsunfähig gemacht hätten. Darüber hinaus brauchten die Stabilisierungstriebwerke der Kanone freie Bahn, um den Impuls der Railgun zu kompensieren. Die Hauptfusionstriebwerke wurden normalerweise nur benutzt, um einen gewissen Abstand zwischen die abgetrennte Überlichtschale und die Schussposition zu bringen. Damit sollten die Überlichtkomponenten geschützt werden vor feindlichem Feuer und vor Kollateralschäden, die oft bei großen Flottenaktionen auftreten. Nach dem Verlust mehrerer Schwesterschiffe durch Raketenbeschuss aus einem toten Winkel der Punktverteidigung wurde eine zusätzliche Schnellfeuerkanone im rückwärtigen Bereich in der Nähe des Überlicht-Andockrings installiert. Das abgebildete Schiff trug außerdem mehrere Antischiffsraketen, nachdem es vorübergehend zum Begleitdienst umgerüstet worden wurde, obwohl die schwere Railgun im Nahkampf nur nutzloser Ballast war. Die Überlichtplattform war Ende des 29. Jahrhunderts während des Aufbaus zum 2. Sol-Kisor-Krieg als Fregatte für den integrierten Raketenschirm einer Offensivflotte gebaut worden. Nach der Umwandlung in eine Großkanone wurde sie ab 2912 im Rahmen der Kampagne zur Heiligen Erlösung bei der Belagerung der Kisor-Zwillinge eingesetzt. Das war, nachdem das Solsystem von Rog-Ozar übernommen und zum Ort der Wiedererscheinung erklärt worden war und nachdem Kisor das Solsystem in der Folge des 2899 Putsches angegriffen und sich damit überhaupt erst den Zorn der Rog-Ozar zugezogen hatte. Die abgekoppelte Überlichtschale wurde 2915 bei einem Überraschungsangriff auf den Nachschubbereich der solaren Flotte im äußeren Kisor-System zerstört. Dieser Angriff, bekannt als die Streustrahl-Katastrophe, warf die gesamte Belagerung um mindestens 5 Jahre zurück. Das Schiff verbrachte danach ein Jahr im Unterlichtmodus, um zumindest einen gewissen Druck auf die Verteidiger aufrechtzuerhalten. Während dieser Zeit wechselte es die Position nur mit dem Fusionsantrieb. Die Fregatte, die zur Belagerungskanone geworden war, wurde schließlich von einer der Milliarden automatischer Säuberungsdrohnen zerstört, für die sie ohne Überlichtantrieb ein leichtes Ziel war. Die Säuberungsdrohne hatte aber auch Glück, das Schiff in einer Phase zu entdecken, in der die Verteidigungsmunition weitgehend erschöpft war und der Nachschub noch auf sich warten ließ. Andererseits, hätte wahrscheinlich eine getarnte Langstreckenrakete das Schiff sowieso bald erwischt, nachdem die Position bekannt war. Die Fregatte war ursprünglich für einen Überlichtfaktor von 2500 konzipiert. Im realen Einatz erreichte sie in der Fregattenkonfiguration allerdings nur 2200. Während des Umbaus zur Belagerungskanone wurde einer der Überlichtgeneratoren gegen einen zusätzlichen Reaktorkern zur Versorgung der Kanone getauscht. Dadurch reduzierte sich der Überlichtfaktor auf 1100. Später sank die virtuelle Geschwindigkeit wegen schlechter Abstimmung und Wartung auf 800, was beim Einsatz von 2912 eine Reisezeit von 2 Monaten bedeutete. 4 Personen Besatzung: - Kommando, Kommunikation, taktische Situation, - Technik, Schiffsbetrieb, Energie, Fusions- und Überlichtantrieb, - Zielerfassung und -abstimmung, ECM, ECCM, - Railgun-Technik und Betrieb, Die Besatzung wurde unterstützt durch zahllose KI und Reparaturbots, manche auf simulierten Bewusstseinsniveau. |
2920 Die Bevölkerung der Erde sinkt unter 20 Milliarden. Das ist ein dramatischer Rückgang gegenüber den 35 Milliarden nur 30 Jahre zuvor. |
2924 Zerstörung der zwei Kisor-Planeten durch relativistische Angriffe. Fast die gesamte Landfläche der Kisor-Planeten wird unbewohnbar durch kinetische Bombardierung. Da sich die Bevölkerung Kisors traditionell auf die Planeten konzentriert, kommt dies einer Auslöschung der kisorischen Zivilisation gleich. |
2926 Vertreibung der Rog-Ozar aus dem Solsystem durch Dellianer. Um gegen die starken Befestigungen des Kisor-Systems anzugehen, mussten die Rog-Ozar Leccianer eine riesige industrielle Infrastruktur im Kuiper-Gürtel des Kisor-Systems aufbauen. Die dafür notwendige Ausrüstung wurde geplündert, eingekauft oder vom Solsystem und anderen, von Rog-Ozar Leccianern beherrschten Systemen, bereitgestellt. Zusätzlich zu den militärischen Kräften ihres Machtbereichs, warben Rog-Ozar viele andere Leccianer und Söldner fremder Völker an, darunter Erui und Dellianer. Nach 12 Jahren permanenter Belastung der Kisor-Verteidigung gelingt der Durchbruch. Die Belagerung endet mit der Auslöschung Kisors. Es ist einer der seltenen Fälle, in dem ein Barbarenangriff auf eine gut gerüstete Hochzivilisation erfolgreich ist. Aber die Rog-Ozar hatten sich mit der Belagerung Kisors übernommen. Sie können nicht alle Söldner bezahlen. Die religiös motivierte kinetische Auslöschung der Kisor-Planeten macht Plünderungen als Kompensation unmöglich. Die Machtbasis der Rog-Ozar, das Solsystem, ist von Krieg schwer getroffen und kann nicht für die Schulden der Rog-Ozar aufkommen. Mehrere Fraktionen wenden sich gegen die Rog-Ozar. Im Solsystem kämpfen fremde Söldner gegen die herrschenden Leccianer und untereinander. Es gibt schwere Schäden an Venus-Orbitalen und schwebenden Bereichen. Letztlich setzt sich ein Dellianerstamm durch. Der Dellianer Bilsass wird Beschützer von Sol. |
2933 Rama-Unterwerfung. Piratenfürsten – menschliche und nichtmenschliche – unterwerfen das Rama-System mit Unterstützung aus den Badlands. |
2940 White Noise Philosophie von Reysalax. ![]() Reysalax ist der "Weise von Sol", der strategische Berater des dellianischen Fremdherrschers im Sonnensystem. Die White Noise These (weißes Rauschen) erklärt die Fragmentierung der interstellaren Zivilisation zum Idealzustand. Die Statistik zeigt, dass große Imperien die Ausnahme sind. Sogar in weitentwickelten und wohlhabenden Gesellschaften gibt es territoriale Fragmentierung, wie zuletzt im Solsystem. Nur deshalb konnte es von Neobarbaren erobert werden. Selbst der Einfluss der solaren Koalition reichte nicht weit über die Erde hinaus. Und nicht nur im Solsystem gab es viele unabhängige territoriale Souveränitäten. Sowohl das Thoris-System als auch Artu mit seinen Millionen souveränen Clans, sind gute Beispiele für die Zersplitterung selbst hochstehender Zivilisationen. Das gilt umso mehr für gesellschaftlich und technisch weniger entwickelte Völker. Zu jedem Zeitpunkt leben die meisten intelligenten Wesen in kleinen Machtstrukturen, in souveränen planetaren Regionen und unabhängigen Habitaten. Wohlhabende Völker versuchen immer wieder größere Machtbereiche herauszubilden und zu stabilisieren. Aus deren Sicht ist die Fragmentierung ein Interregnum. Aber insgesamt gesehen scheint das Interregnum – ohne die ordnende Hand eines großen Imperiums – eher der Regelfall zu sein, als die Ausnahme. Das Zurückweichen des interianischen Imperiums lässt in den Randgebieten viele kontaktierte Völker führungslos zurück. Einigen fällt interianische Technologie in die Hände. Zusätzlich versorgen die ehemaligen Sklaven Gormans ihre Heimatvölker mit Technologie. Dadurch entsteht eine Welle gut ausgerüsteter Völker und Gruppen, die – aus Sicht der etablierten Gesellschaften – sozial und politisch unerfahren sind. Zumindest haben sie sehr unterschiedliche Denkweisen und ethische Standards. Teilweise ist das biologisch bedingt. Es gibt viele verschiedene Arten von Intelligenz, verschiedene Arten Information zu verarbeiten und in konkrete Handlungen umzusetzen. Alle diese Völker haben sich auf ihren Planeten evolutionär entwickelt. Deshalb sind ihre Denkweisen offensichtlich zielführend und richtig. Aber manche hätten wohl nie selbst den Sprung in eine interstellare Zivilisation geschafft. Diese Gruppen drängen nun vor allem aus den sogenannten Badlands in die ehemalige interianische Sphäre. Die Pax Interiana endet. Die White Noise Doktrin entsteht auf dem Höhepunkt der post-interianischen Barbarenwelle. Sie bildet das theoretische Fundament für die Auseinandersetzung zwischen dem statischen Prinzip imperialer Macht und der Dynamik wechselnder lokaler Herrschaftsansprüche. White Noise negiert den Gegensatz zwischen großen ordnenden Machtstrukturen und dem Durcheinander von kleinen Herrschaftsgebilden. Nach White Noise existiert ein Kontinuum, das von kleinen Einheiten dominiert wird und große Machtbereiche nur als statistische Ausnahme zulässt. Ein wichtiger Aspekt von White Noise ist die Drehung im gut/böse-Koordinatensystem. Das Fehlen von Ordnung wird positiv belegt, während die Folgen imperialer Macht als negativ angesehen werden. Ordnung bedeutet nicht Frieden, sondern Zwang. Die Abwesenheit von Ordnung bedeutet nicht Chaos, sondern Freiheit. Damit verbunden sind natürlich das Recht und die Freiheit des Stärkeren. Es gibt Einflüsse von Sozialdarwinismus, der natürlichen Selektion starker Gesellschaften, wobei sich dies aber primär auf Gesellschaften und Soziologie bezieht und nicht auf Völker und unterschiedliche Biologie. Die Begriffe Individualismus und Autonomie sind teilweise kompatibel mit solaren Ideologien, die dem Individuum den Vorrang geben vor der Gesellschaft und dem Staat. Beispiele sind die Menschenrechte der westlichen Ideologie des ausgehenden zweiten Jahrtausends, die Subsidiarität in der Yksityis-Philosophie und die "Rechte und Pflichten der Gemeinschaft und des Individuums" des kisorischen Alturismus. Im Fall von White Noise fehlt allerdings der Schutz des Individuums durch die Gemeinschaft vor Übergriffen anderer. Eine gewisse Ordnung ist aber nötig zur Aufrechterhaltung einer technischen Infrastruktur und für mäßigen Wohlstand. Sicherheit entsteht nach White Noise durch persönliche Beziehungen, Vorteile und Abhängigkeiten. Letztlich bilden sich dabei feudale Strukturen. Die White Noise Ideologie verbindet unterschiedliche Denkweisen. Auch Völker, die mit menschlicher oder kisorischer Moral nichts anfangen können, verstehen White Noise. Zumindest sind ihre Handlungen durch White Noise gedeckt. Sie können sich der Ideologie anschließen, ohne sich unterzuordnen. Trivia: der Begriff "White Noise" (weißes Rauschen) soll ausdrücken, dass eine bunte Vielfalt von Herrschaftsstrukturen in verschiedenen Größenordnungen nebeneinander existiert. Alle Größen (= alle Farben) sind gleichermaßen vertreten. Trägt man allerdings die absolute Häufigkeit gegen die Größe auf, dann entsteht eine Verteilung mit wenigen großen und vielen kleinen Machtbereichen. Interpretiert man die Größe als Reichweite eines Machtbereichs, also als Längendimension, dann überwiegen kleine Strukturen, also kurze Reichweiten, d.h. hohe Frequenzen. Eine solche Spektralverteilung hätte den Schwerpunkt bei hohen, blauen Frequenzen. Der richtige Name wäre also "Blue Noise". |
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