2234 Geschichte einer Raumstation

Die wechselhafte Geschichte der Taromka Raumstation am Lagrange-Punkt 4 und ihre Darstellung in den Medien. Schon sehr früh inspiriert die Taromka-Station Künstler und Autoren. Durch diese Werke wird die Station einem breiten Publikum bekannt. Auf keiner anderen Raumstation – nicht einmal Gemini – spielen so viele Romane, Spiele und andere Kreativwerke. Anfangs ist Taromka ein Symbol für die Erforschung des Weltraums. Als letzter Halt vor der langen Reise in den Asteroidengürtel und zum Mars ist die Station gewissermaßen die Grenze zwischen der Zivilisation im weiten Erdorbit und den noch ungezähmten Weiten des Sonnensystems. Mehrere Phasen der Prosperität und des wirtschaftlichen Niedergangs verstärken das dramatische Bild in der Öffentlichkeit. Irgendwann wird Taromka zu einem Zentrum illegaler Aktivitäten und Auffanglager für Verbannte, ein idealer Hintergrund für Romane, immersive Medien und Abenteuerspiele – bis zu ihrem tragischen Ende.

Die Taromka ("Sternenklar") Station wird im Jahr 2150 von Chandra SpaceWorks für das Asteroid Collection & Extraction Syndicate (das ACES-Konsortium) gebaut. Sie dient vor allem als Versorgungsdepot für lange Weltraummissionen. In den frühen Phasen des Asteroidenbergbaus hat Taromka eine zentrale Rolle für die schnell wachsende orbitale Wirtschaft. Angesiedelt einem logistisch und energetisch günstigen Orbit, bietet sie wichtige Dienstleistungen für Asteroidenmissionen. Bei Taromka tanken die Asteroidenprospektoren vor der langen Reise. Bergwerksschiffe füllen ihre Vorräte auf und führen notwendige Reparaturen an den Schiffen durch. Rückkehrer verladen ihre Fracht von Asteroidenrohstoffen in Pendler zum Erd- und L5-Orbit. Viele Rohstoffe werden auch gleich in den Anlagen in und bei Taromka weiterverarbeitet. Taromka wird so zu einem wichtigen Knotenpunkt für die Versorgung der damals noch schwierigen Bergbauoperationen in den Asteroiden. Viele bekannte Asteroidenmissionen starten von der Station: anfangs vor allem Forschungsschiffe zu den Asteroiden und den Gasriesen, dann kommerzielle Prospektoren und schließlich wird Taromka eine der wichtigsten Basen für Asteroidenschieber, die kleine Asteroiden als künstliche Monde in den Erdorbit bringen. Später wählt Vincenza Boccaccia Taromka als Ausgangsbasis, um im Asteroidengürtel Stella Servizio Stazione zu gründen, mit der sie die interplanetare Raumfahrt revolutioniert.

Medien aus den Anfangsjahren als Versorgungsdepot und Umschlagplatz:

- Das romantische VR-Drama "Kreuzende Sternenpfade" erzählt die berührende Liebesgeschichte zwischen der Missionsspezialistin eines Asteroidenminers und einem Ingenieur von Taromka. Vor dem Hintergrund der langen Reisezeiten im Weltraum beleuchtet das Stück die besonderen Schwierigkeiten und die Schönheit von Beziehungen bei denen die orbitale Dynamik sowohl virtuelle Nähe als auch physische Trennung verursacht, und umgekehrt. Geschrieben von Chinwe Okafor für Deep Space VR (Gemini/L5).

- Anthologie "Außenposten von Morgen": Eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in das Leben und in die besonderen Erlebnisse von in den ersten Jahren auf Taromka eintauchen. Die Erzählungen spielen in der großartigen Anfangszeit der menschlichen Erforschung des Sonnensystems. Mehrere internationale Autoren.

Mit Preisen für ausgezeichnete Kurzgeschichten der Anthologie:

- "Echos im Vakuum": Eine spannende Geschichte über einen Kommunikationsoffizier auf der Taromka-Station, der ein mysteriöses Signal von einem Asteroiden empfängt. Die darauffolgende Entdeckung stellt das Wesen der menschlichen Existenz in Frage. Nebula Wordsmiths (Kollektiv von L4-Autoren).

- "Der letzte Versorgungsflug": Diese actionreiche Geschichte folgt der letzten Mission einer erfahrenen Pilotin zur Taromka-Station. Sie deckt eine Verschwörung auf, die die gesamte Asteroidenbergbauindustrie ins Wanken bringen könnte. Luna Rodríguez (Mexiko).

- "Am Ende des Orbits": In diesem Thriller kämpft die Besatzung der Taromka Station gegen die Zeit, um zu verhindern, dass ein Asteroid mit der Erde kollidiert. Chinwe Okafor (Nigeria).

In den 2180er Jahren verändern sich die technologischen Rahmenbedingungen. Boccaccias Materiestromtechnologie ermöglicht nun eine Betankung während des Fluges und reduziert damit drastisch den Bedarf an Versorgungsdepots. Die Technologie ist ein wichtiger Schritt in der Weltraumentwicklung. Aber sie macht Taromka in seiner ursprünglichen Rolle fast überflüssig. Vorbei sind die Zeiten in denen täglich Raumschiffe kamen und gingen, in denen Raumfahrys die Bars der Station füllten. Das Personal wird stark reduziert. Es wird ruhig. Die 80er Jahre sind eine Phase von Unsicherheit und Niedergang.

Werke über die schwierigen 80er Jahre:

- Interaktives VR-Erlebnis "Niedergang und Anpassung": Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Entscheidungsträgern, die vor dem Hintergrund des technologischen Wandels über die Zukunft von Taromka entscheiden. Die detaillierte virtuelle Umgebung erzeugt einen authentischen Eindruck vom Leben im Weltraum. Spieler müssen die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Wirtschaftlichkeit der Station, auf die Besatzung und auf die Zukunft der Weltraumforschung abzuwägen. Entwickelt von Elena Rodriguez (Europa).

- Roman "L4 stirbt": In dieser packenden Erzählung beschäftigt sich Liu Wei mit den psychologischen und sozialen Auswirkungen des Niedergangs auf die Besatzung von Taromka. Der Roman spinnt eine Geschichte voller Spannung und Emotion. Meisterhaft fängt er das Gefühl von Ungewissheit und Leere ein, das in der Station herrscht. Liu Wei (China), Gewinner des Outer Space Literature Awards.

In den 2190er Jahren wird die Station umgebaut zu einem Hotelkomplex. Vorher war Taromka Zwischenstation für viele Asteroidenbergleute; jetzt beherbergt sie Ingenieure, Techniker und anderes Personal, das am Bau der L4-Stationen beteiligt ist. Die Produktionsinfrastruktur wird umgestaltet, um das Hotelgeschäft und die Unterhaltungsbetriebe zu versorgen. Taromka bietet ein breites Spektrum an Unterkünften von Luxushotels bis zu günstigen Kompaktkojen.

Eine besondere Innovation von Taromka ist die Einführung von "Hotelkapseln". Überlebenskapseln werden umgebaut und massenhaft als Übernachtungskojen im Stil von traditionellen japanischen Kapsel-Hotels benutzt. Diese hermetisch verschlossenen lebenserhaltenden Kapseln sind so konzipiert, dass sie von der Hauptstation abgetrennt werden können. Sie werden einzeln oder in Gruppen eingesetzt und bieten Ingenieuren, die an Projekten im Weltraum arbeiten, eine Unterkunft nahe bei ihren Einsatzorten. Nach einigen Wochen oder Monaten kehren die Kapseln nach Taromka zurück. Dort werden ihre Vorräte aufgefüllt und notwendige Reparaturen durchgeführt.

Anlagen der Station, die vorher Ersatzteile für Schiffe hergestellt haben, bauen und reparieren nun Übernachtungskapseln. Zusätzlich werden Nahrungsmittelproduktion und Lebenserhaltung stark erweitert, um die größere Bevölkerung in den Übernachtungsmöglichkeiten direkt in der Station zu versorgen. Zu den alten rotierenden Modulen kommt ein neuer 500 Meter Kurzzylinder mit Parkanlagen und offenem Himmel. Das schnell wachsende Hotelkapsel-Geschäft wird zum neuen Markenzeichen Taromkas.

Werke über die Zeit als profitable Hotel-Station in den 90er Jahren:

- Interaktiver Roman "Leben im Orbit": Ein interaktives Buch, bei dem die Leserin selbst entscheidet, wie das Leben auf der umgebauten Station verlaufen soll; mit Hunderten liebevoll selbstgeschriebenen Handlungsbögen. Ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk von miteinander verwobenen Handlungssträngen und ein starkes Statement gegen generierte Erzählungen. Geschrieben von Clara Johnson (USA).

- Strategie-Simulation "Kapselträume": Die Spieler übernehmen die Rolle des Stationsmanagement, das Taromka in ein Wohn- und Geschäftszentrum umwandelt. Das Spiel verbindet die klassischen Simulationselemente – Ressourcenverwaltung und Technologiebaum – mit unkonventionellen Bereichen, wie Produktdesign und soziale Dynamik. In einem technologisch und ökonomisch dynamischen Umfeld treffen Spielerinnen strategische Entscheidungen die sowohl die ökonomische Realität im Weltraum als auch das Leben von Stationsbewohnern und -gästen beeinflussen. Die beeindruckende Grafik und die realistischen Szenarien des Spiels machen "Kapselträume" zu einem Muss für Fans von Strategie- und Weltraumspielen. Entwickelt von Lena Schmidt, Raj Patel, Sofia Ríos (Deutschland/Indien/Mexiko).

- Drama-Serie "Neue Horizonte": Die Serie verfolgt das tägliche Leben der neuen Bewohner von Taromka. Sie taucht tief in die emotionalen und praktischen Herausforderungen ein, mit denen die Protagonisten konfrontiert sind. In jeder Folge werden persönliche Geschichten von Ehrgeiz, Konflikten und Freundschaft in einer hochtechnologischen, aber unerbittlichen Umgebung miteinander verwoben. Die Serie ist dafür berüchtigt, dass Hauptfiguren durch Unfälle oder gewaltsame Interaktionen überraschend ausscheiden, während ständig neue Handlungsträger:innen eingeführt werden. Der Begriff "horizontet", z.B. "du wirst horizontet" geht in den normalen Sprachgebrauch ein. Er bedeutet "unerwartet ersetzt werden" im Geschäft und im Privaten. Veröffentlicht von Vargas, Mangana et al. (Argentinien/Australien).

Im Jahr 2215 verändert sich Taromka erneut, als die Station plötzlich zu einem Zufluchtsort für die Überlebenden des Cahaya Bintang-Zwischenfalls wird. Etwa 250 Menschen retten sich nach einem katastrophalen Ereignis zu Taromka. Dieser Zustrom von Überlebenden verändert den Charakter der Station. Professionalität und Zielstrebigkeit weichen einem dunkleren Ton. Die Flüchtlinge sind ohne Geld, Arbeit und Perspektive. Die meisten waren vorher an Weltraumunternehmungen beschäftigt, aber die harte Realität des Weltraums, in der Lebenserhaltung und Sicherheit jeden Tag teuer bezahlt werden müssen, lässt Ersparnisse schnell abschmelzen. Ohne neuen Job rutschen viele in die Illegalität und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Die geordnete Betriebsamkeit der Arbeiter und Arbeiterinnen ist verschwunden. An ihre Stelle tritt ein Gefühl von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Vielen Überlebenden fehlen Mittel und Möglichkeiten, um sich ein neues Leben aufzubauen. Nur ein Teil von ihnen findet andere Arbeit, denn die Fähigkeiten der Leute und die Anforderungen von anderen Auftraggebern sind sehr spezialisiert. Die Stationsleitung ist nicht in der Lage, Flüchtlinge zu anderen L4-Stationen zu schicken, weil die anderen Stationen sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen. Auch der Rücktransport zur Erde ist zu teuer. Deshalb muss die Stationsleitung die verfügbaren Ressourcen aufteilen zwischen dem Kerngeschäft und der Lebenserhaltung für die Flüchtlinge. Mittel, die in die Lebenserhaltung fließen, fehlen bei Kapselproduktion und -reparatur. Darunter leidet die Qualität des Hotel-Kapsel-Geschäftszweigs und nach einigen Ausfällen mit Todesfolge stürzt das Image des Kapsel-Geschäfts ab. Auch das Hotelgeschäft ist unter Druck wegen der schlechteren allgemeinen Sicherheitslage auf der Station. Taromka war einst ein Symbol des menschlichen Fortschritts im Weltraum war. Jetzt ist das Image geprägt von den verzweifelten Geschichten derer, die alles verloren haben.

Medieninhalte über den Zustrom der Cahaya Bintang-Überlebenden:

- Dokumentarserie in Form einer Web Graphic Novel mit VR-Erlebnis als Upgrade "Schatten über L4": Erzählt werden die realen Geschichten von Überlebenden, ihr Kampf und die Anpassung der Station an ihre neue Rolle als Zufluchtsort. Diese innovative Dokumentarserie bietet einen ergreifenden Bericht über das Schicksal der Überlebenden, indem sie meisterhaft erzählende Geschichten mit grafischen Darstellungen verbindet, um die erschütternden und doch inspirierenden Geschichten zum Leben zu erwecken. Gleichzeitig wird der Wandel der Station von einem Geschäftsbetrieb zu einem Zufluchtsort für Menschen in Not dargestellt. In jeder Episode wird die Geschichte eines Überlebenden, einer Überlebenden oder einer Familie erzählt, illustriert in einem visuell beeindruckenden grafischen Format, das die emotionale Tiefe und den Realismus der Erfahrungen gut transportiert. Produziert von Olga Ivanova (Text) und Kwame Nkrumah Jr. (Grafik) (Sibirien/Ghana).

- Abenteuerspiel "Überleben im Weltraum": Spieler:innen helfen den Überlebenden von Cahaya Bintang, sich auf Taromka ein neues Leben aufzubauen. Das Spiel ist eine realistische Simulation des Lebens auf einer Raumstation, bei der jede Entscheidung Auswirkungen auf das Wohlergehen der Spielerfigur, der Besatzung und auf die Funktionsfähigkeit der Station hat. Neben der genreüblichen Verteilung von begrenztem Material und Ausrüstung geht das Spiel auch auf die psychologischen Belastungen der Überlebenden ein. Das Spiel beschäftigt sich intensiv auch mit dem Graubereich halblegaler oder illegaler Aktivitäten. "Überleben im Weltraum" erhält viele Auszeichnungen und gilt als Klassiker unter den Survival-Games. Entwickelt von Sarah Lee Simulations DNbH (Dezentralisierte Netzgesellschaft mit beschränkter Haftung) auf der Grundlage eines professionellen Raumstationssimulationskerns.

- Drama-Film/3D/VR "Unter den Sternen": Eine dramatische Aufarbeitung des Cahaya-Bintang-Zwischenfalls bis zur Ankunft der Überlebenden auf Taromka. Diese Erzählung verbindet die Motive Heldentum und Verrat, Liebe und Opfer. Da es sich um ein historisches Ereignis handelt, ist zwar bekannt, dass insgesamt 250 Menschen überlebt haben, aber das Schicksal der Hauptfiguren bleibt während des gesamten Films ungewiss, um erst im Epilog aufgelöst zu werden. Zuschauer:innen rätseln, wer Taromka erreicht, wer gerettet wird und wer sich für andere opfert. Regie: Carlos Mendoza (San Diego Megaplex, Mexiko/Kalifornien).

Die Überlebenden des Cahaya-Bintang-Zwischenfalls sind überwiegend hochqualifizierte MINT-Fachleute. Ihrer früheren Leben und Karrieren beraubt, nutzen einige ihr Wissen, um sich mit illegalen Aktivitäten über Wasser zu halten. Sie stellen Technologie her, die in vielen Jurisdiktionen illegal ist; meistens durch Fabbing mit gehackten Bauplänen von legitimen Geräten, die illegal beschafft und dann modifiziert werden. Im Lauf der Zeit machen sie Taromka damit zu einem Zentrum für illegale Technologien, wie zum Beispiel unautorisierte Slinks (Sensory Links) und verbotene Mesh-Technik.

Unautorisierte Slinks, die Kurzform von Sensory Links, sind einen Missbrauch biotechnischer Neuroimplantate, die sensorische Erlebnisse in Echtzeit aufzuzeichnen und übertragen – in diesem Fall aber ohne Wissen und Zustimmung der betroffenen Personen. Slinks an sich sind Standardtechnologie. Sie dienen der Aufzeichnung der Signale von Neuroimplantaten. Im regulären Gebrauch werden Slinks für legitime Zwecke eingesetzt, z.B. für persönliche Tagebücher oder immersive Medieninhalte. Illegale Slinks hingegen sammeln heimlich persönliche Erlebnisse und verwerten diese als Ware für den Schwarzmarkt, der ständig nach neuen intimen und ungefilterten Sinneseindrücken verlangt.

Gleichzeitig floriert die Herstellung von Mesh-Technik in der Unterwelt von Taromka. Mesh-Technologie basiert auf der engen Vernetzung dezentraler Knoten verschiedener Typen: Sensorik, insbesondere Lokalisierung, Verarbeitung und Inferenz. Mesh-Technologie ist nicht von sich aus schädlich. Sie ist die Weiterentwicklung der Cloud-Technologie durch die Verwendung lokaler Ressourcen, die heute so leistungsfähig sind, dass man keine Rechenzentren braucht. Illegale Mesh-Technik, genannt Meshware, missbraucht fremde Verarbeitungsressourcen. Sie kann Sicherheitssysteme aushebeln und sogar Wetware-Diebstahl ermöglichen. Je nach wie sie eingesetzt wird, entsteht der Schaden nur durch die Entwendung der Leistung; aber meistens ist das nur ein Mittel, um die Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Bandbreite reicht vom Eindringen in die Privatsphäre, über Softwarediebstahl bis zur Manipulation von Märkten jeder Art: Reputation, Ressourcen und Wertpapiere.

Meshware ermöglicht die gesamte Bandbreite von Netz-Verbrechen. Auch unautorisierte Slinks benutzen oft Meshware als Zugangstechnologie. Meshware ist sehr mächtig in den Händen derer, die sie zum eigenen Vorteil missbrauchen. Integriert in Neuroimplantate verstärkt sie die Wahrnehmung, ermöglicht eine Art Gedankenlesen und schafft ein verbessert das Situationsbewusstsein durch Missbrauch fremder Sensorik und Inferenz. Diese erweiterten Fähigkeiten machen viele Benutzer:innen süchtig. In einer Umgebung, in der Ressourcen knapp sind und viele auf Kosten anderer überleben wollen, ist der Gebrauch von Meshware, sowohl für Intrigen im Machtgefüge der Station als auch für das individuelle Überleben, allgegenwärtig. Und Taromkas Unterwelt exportiert Meshware in den gesamten erdnahen Orbitalbereich.

Werke über Taromka als Zentrum für illegale Aktivitäten:

- Thriller-Roman "Slink und Schatten": Der Roman taucht ein in die Schattenwelt der illegalen Technologie auf Taromka und spinnt eine Geschichte voller Intrigen und moralischer Ambivalenz. Erstellt von The Orion Collective (delokalisiert). Das Spinoff als VR-Dramaserie: "Slink und Schatten – Das verborgene Netzwerk" hat großen Erfolg im Mainstream.

- Investigativer Dokumentarfilm "Illegale Orbits": Untersucht die Auswirkungen von illegalen Aktivitäten auf der Station. Die Dokumentation enthält Interviews mit Personen, die sich mit illegalen Aktivitäten auseinandersetzen müssen, bei der Stationsverwaltung, unter den legalen Bewohnern; und sogar Interviews mit Figuren aus der Unterwelt. Diese persönlichen Berichte werden durch seltene Undercover-Aufnahmen ergänzt, die einen unverfälschten und ungefilterten Blick in die Unterwelt der Station geben. Der Directors-Cut enthält kontroverses Material, das die Gefangennahme des Kameradrohnen-Operators und ihre Ermordung zeigt. Solar Investigations (L5).

- VRNI-Shooter "Battlespace Tech Underworld": Das Action-Game lässt Spieler:innen über ihr Neuroimplantat in virtueller Realität (VR-NI) in die Untergrund-Tech-Szene von Taromka Station eintauchen. Die Spieler:innen navigieren durch ein Netz von Allianzen und Rivalitäten, während sie an Spionageeinsätzen und Überfällen teilnehmen. Die immersive Welt des Spiels reagiert auf die Entscheidungen der Spieler:innen. In einer Mischung von Action und Strategie hängt das Überleben von taktischen Entscheidungen und langfristiger Planung ab. Entwickelt von Pink Mars Gaming (Phobos).

Andere Auszeichnungen für Kurzgeschichten:

- "Die letzte Nachricht": Eine emotionale Geschichte über einen Astronauten, der die letzte Übertragung von Cahaya Bintang erhält und sich mit der Schuldgefühlen eines Überlebenden und seiner Rolle in der neuen Gesellschaft auseinandersetzen muss. Verfasst von Hassan "Red Comet" Al-Bakri (Jordanien/Kalifat).

- "Unsichtbare Narben": Die Geschichte einer Ärztin, die ihr Leben der Aufgabe widmet, Überlebenden bei der Bewältigung ihres Traumas zu helfen und sich dabei mit ihren eigenen seelischen Wunden auseinanderzusetzen muss. Dr. Hikaru Takahashi (Japan).

- "Zuflucht der Sterne": Dieses herzergreifende Abenteuer beschreibt die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie, der auf Taromka ein Neuanfang gelingt. Naledi "Star Weaver" Mokoena (Südafrika).

Im Jahr 2234 wird die einst florierende Station zahlungsunfähig. Rückläufige Geschäfte, Ressourcenknappheit und ein beschädigtes öffentliches Image stellen die Stationsleitung vor eine schwierige Entscheidung. Entweder die Station wird aufgegeben oder sie braucht neue Einkommensquellen. Taromka wird deshalb in eine sogenannte Exilstation umgestaltet. Sie nimmt Verbannte und Sträflinge anderer Stationen im erdnahen Bereich auf. Im Gegenzug bekommt sie die Kosten der Lebenserhaltung der Exilanten für etwa ein Jahr.

Mit der größeren Bevölkerung im erdnahen Raum zeigen sich auch die unschönen Seiten der Gesellschaft: Ehrgeiz, Verbrechen, politische Konflikte, Intrigen und sogar Autoritarismus. Das führt zu Bestrafungen, gerechtfertigt oder ungerechtfertigt, und in einigen Fällen auch zu Freiheitsstrafen. Aber im Weltraum, wo jede Ressource lebenswichtig ist, ist die Versorgung einer Gefängnispopulation schwierig. Habitate, die sich bemühen, die Bedürfnisse ihrer Bevölkerung mit den Aufwendungen zur Unterbringung von Straftätern in Einklang zu bringen, sehen in Taromka eine praktische Lösung. Sie schieben ihre Sträflinge, als "Exilys" bezeichnet, an Taromka ab und bezahlen dafür die Kosten der Lebenserhaltung für einige Zeit. Mit der Ankunft der Exilys beginnt für Taromka ein neues Kapitel. Die Station verwandelt sich in einen Schmelztiegel verschiedener und oft widersprüchlicher Hintergründe. Die bisherige Bevölkerung von Stationsingenieuren und Flüchtlingen, von legalen und illegalen Bewohnern, vermischt sich nun mit Straftätern oder zu Unrecht Verbannten. Praktisch ist Taromka nun das Gefängnis für den hohen Erdorbit.

Die Entscheidung, Taromka in eine Exilstation umzuwandeln, ist nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein moralischer Einschnitt. In wirtschaftlicher Hinsicht stellt sie eine pragmatische Lösung für das Problem optimaler Ressourcenallokation im Weltraum dar. Die Verbannung von Sträflingen entlastet die meisten Weltraumhabitate und Taromka kann sich auf dieses "Business" spezialisieren. Die Anwesenheit von Sträflingen, insbesondere von solchen, die als gefährlich gelten, wäre eine Bedrohung für die Sicherheit von Raumstationen und Habitaten. Ihre Verbannung nach Taromka wird als ein notwendiger Schritt zum Schutz der Gesellschaft angesehen. Aber der Begriff "Exil" ist in Wirklichkeit ein Euphemismus für das Abschieben von Menschen in eine gesetzlose Umgebung. Taromka entwickelt sich schnell zu einem darwinistischen Umfeld, in dem sich die Stärkeren durchsetzen und die Schwächeren ausgebeutet werden. Während das Stationsmanagement (genannt Managys) weitgehend getrennt vom Exil-Habitat lebt, führt das Fehlen einer organisierten Sicherheitsstruktur zu einer brutalen Gesellschaftsordnung, in der Neuankömmlinge in einer feindlichen Umgebung auf sich allein gestellt sind, schnell ihrer Mittel beraubt werden und eine erschreckend kurze Lebenserwartung haben. Hier zeigt sich auch das zynische Kalkül der Stationsleitung, die sich ein Jahr Lebenserhaltung bezahlen lässt, für Menschen, die eine Lebenserwartung von Wochen haben.

Dieser Entwicklung wirft die Frage auf, wie weit eine Gesellschaft zu gehen bereit ist, um ihr kollektives Wohlergehen zu optimieren. Die Entscheidung, Sträflinge ins Exil zu schicken, spiegelt die Verlagerung der Prioritäten zu wirtschaftlichem Pragmatismus wider. Sie ist möglicherweise eine Folge der weitgehend unregulierten, von Unternehmen dominierten Expansion im Sonnensystem. Die Einrichtung von Taromka als Exilstation ist ein moralisches Dilemma: ein Ort, der sowohl eine Lösung für ein Problem ist als auch ein Problem.

Werke, die Taromka als Exilstation zeigen:

- Dokumentarfilm "Inseln im Himmel": Dieser Dokumentarfilm befasst sich mit den komplexen Realitäten der Verwaltung einer Exilstation. Der Film bietet einen guten Einblick in die logistischen Herausforderungen einer Station deren einziges Geschäftsmodell die Beherbergung von Verstoßenen anderer Weltraumkolonien ist. Durch eine Reihe von Interviews mit Stationsverwaltern, Ingenieuren und Exilanten enthüllt "Inseln im Himmel" den täglichen Kampf um die Aufrechterhaltung der Lebenserhaltung, die Bereitstellung von Nahrung, Wasser und Luft. Der Film bietet einen seltenen Einblick in die Entscheidungen, die notwendig sind, um ein Weltraumhabitat am Rande des Abgrunds betriebsfähig zu halten. In der zweiten Hälfte des Dokumentarfilms liegt der Schwerpunkt auf den moralischen und ethischen Implikationen des Betriebs einer Exilstation. Dabei werden vor allem zwei Themen kritisch beleuchtet: 1. die Diskrepanz zwischen bezahlter und genutzter Lebenserhaltung 2. Die Dokumentation geht den Gerüchten nach, dass die Managys auf illegale Weise die einzige "Ressource" der Station vermarkten: hilflose Exilys. Zusammengestellt von Children of JimPanse (anonymes Netzkollektiv).

- Soziologische Studie "Orbit der Moral": Eine eingehende Analyse der Besiedlung des Weltraums mit einem Schwerpunkt auf der Exilstation. Sie befasst sich mit den allgemeineren moralischen Implikationen menschlicher Siedlungen im Weltraum, einschließlich der Verteilung von Ressourcen und der Verwaltung von Gemeinschaften durch Großkonzerne. Die Studie enthüllt vertrauliche Dokumente über die Anzahl der Exilys auf Taromka, verbunden mit schockierenden Berechnungen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung neuer Exilys nur drei Wochen beträgt. Die Verbannung nach Taromka gleicht damit einem Todesurteil, denn die Lebenserwartung von neuen Exily ist kürzer als die von zum Tode Verurteilten in Ländern auf der Erde, die noch die Todesstrafe kennen. Von Dr. Ravi Chandra (Indus-Tal).

- Roman "Gefangene der Leere": Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Protagonistin namens Aïcha, die kämpfen muss, um in der unbarmherzigen Unterwelt der Station zu überleben. Aïcha beginnt ihren Weg auf Taromka mit wenig mehr als ihrem Überlebenswillen und sie muss sich einer langen Reihe von Prüfungen und Widrigkeiten stellen. Durch eine Mischung aus Glück, geschickten Entscheidungen und Durchhaltevermögen steigt Aïcha allmählich in der kriminellen Machtstruktur von Taromka auf. Die Erzählung lebt von unkonventionellen Lösungen und unerwarteten Wendungen. Auf ihrem Weg zur Macht schmiedet sie komplexe Allianzen und wird auch immer wieder mit Verrat konfrontiert. Mit Aïchas nuancierter Charakterentwicklung und einem harten Realismus schafft Amadou Diallo einen ebenso spannenden wie nachdenklich stimmenden Roman, der "Gefangene der Leere" zu einem bedeutenden Werk im Bereich der dramatischen Fiktion macht. Von Amadou Diallo (Senegal).

Kurzgeschichten:

- "Die dunkle Seite des Mondes": Als ein Besatzungsmitglied der Taromka-Station während einer Routinemission verschwindet, wird ein gefährliches Geheimnis enthüllt, das sich schon lang in den dunklen Korridoren der Station verborgen hatte. Die Quantum Storytellers (Toronto Writers Collective).

- "Überleben am Abgrund": Die erschütternde erste Woche eines Neuankömmlings, der sich in der brutalen Realität der Station zurechtfinden muss. Anonym.

- "Verbannter Verstand": Ein psychologischer Thriller über eine Wissenschaftlerin im Exil, die ihr Wissen nutzt, um rivalisierende Fraktionen zu überlisten, und dabei ihren eigenen moralischen Kompass in Frage stellt. Ekaterina Volkova selbst (die Taromka trotz allem als ihre Heimatstation bezeichnet).

- "Tränen von Taromka": Die ergreifende Geschichte einer Familie, die durch das Exil getrennt wird, und ihren Kampf, trotz aller Widrigkeiten wieder zusammen zu kommen. Grace O'Connor (Irland).

- "Rebellion in der Leere": Die Geschichte eines gewagten Aufstands gegen die rücksichtslose Leitung von Taromka, angeführt von einem charismatischen, aber kontroversen Revolutionär. Verfasserin: Nia Jones (Wales).

- "Die letzte Zuflucht": In einer anarchischen Gesellschaft schafft ein älterer Exilant durch seine Weisheit eine Oase des Friedens und der Gerechtigkeit. Eine Geschichte von Hoffnung im Chaos. Geschrieben von Carlos Rivera (Großguyana).

Im Jahr 2296 versagen die Lebenserhaltungssysteme der Station. Vernachlässigung und Mangel hatten schon seit Jahrzehnten immer wieder Ausfälle in einzelnen Modulen verursacht. Die Station verliert auch schon lang Wasser und Gase des Lebenserhaltungssystems durch viele Lecks. Am Heiligabend 2295 stellt dann der letzte Fusionsreaktor den Betrieb ein und eine radioaktive Plasmawolke kontaminiert den Maschinenbereich. Die Station ist nun auf Solarzellen und Energiespeicher angewiesen. Um Strom zu sparen, wird auf Notbeleuchtung umgeschaltet. Das Innere der Station versinkt in Dunkelheit. Die ohnehin schon angeschlagenen Kohlendioxydreiniger versagen wenig später, weil die Energie für ihre Wiederaufbereitung fehlt. Die Luft der Station wird sehr feucht. Die Raumtemperatur sinkt und überall kondensiert Wasser. Schimmel und Pilze breiten sich noch mehr aus als vorher schon. Als nächstes versagt das Sauerstoffrecycling. Unter besseren Umständen könnte das große Volumen der Station eine Sauerstoffreserve für mehrere Wochen sicherstellen. Aber die Luft war schon vorher so schlecht, der Sauerstoffanteil so gering, dass das Atmen schwerfällt. Die schwächsten Bewohner beginnen zu ersticken. Das Leben auf Taromka war immer ein Kampf um Ressourcen, aber jetzt kämpfen die Menschen sogar um Sauerstoff für wenige Stunden ... als endlich Hilfe eintrifft.

Die benachbarten L4-Stationen und die Raumpatrouille sind sich der Situation bewusst. Sie wissen, dass Taromka nach jahrzehntelangem Missmanagement nicht mehr zu retten ist. Deshalb bereiten sie eine groß angelegte Evakuierung vor, um die Bewohner in Sicherheit zu bringen. Anfang 2296 beginnt die "Operation Gerechte Verteilung". Durch diese koordinierte Anstrengung werden 8.183 Personen aus der zusammenbrechenden Station gerettet. Als Lehre aus dem Cahaya Bintang, wo alle Flüchtlinge von nur einer Station aufgenommen wurden und die anderen Stationen sich weigerten, ihren Teil der Last zu tragen, werden die Überlebenden jetzt auf eine Vielzahl von Stationen, Mondbasen und terrestrischen Staaten verteilt.

Berichte über das Ende von Taromka und die Operation Gerechte Verteilung:

- Immersiver Slink "Atemlos: Die letzten Tage von Taromka". Ein Katastrophenfilm nach klassischem Muster: als die lebenserhaltenden Systeme der Station versagen, stehen die Bewohner vor dem Abgrund. Die Geschichte dreht sich um eine Gruppe von Überlebenden, darunter eine Astronautin kurz vor dem Ruhestand, ein einfallsreicher Botaniker und eine mutige Lehrerin, die sowohl persönliche Konflikte als auch den Mangel an Nahrung, Luft und Wasser überwinden müssen, um sich gegenseitig und andere am Leben zu erhalten. Gegen alle Widrigkeiten schlagen sie sich gemeinsam bis zu den Schleusen durch an denen die Rettungsschiffe angedockt haben. Eine Geschichte über Mut und Verzweiflung, Tapferkeit und unerwartetes Mitgefühl.

- Bericht: "Im Stich gelassen: Die vermeidbare Katastrophe von Taromka". Dieser Bericht enthält eine umfassende Analyse der Katastrophe auf der Taromka-Station. Er kommt zu dem Schluss, dass ein frühzeitiges Eingreifen die Zahl der Todesopfer drastisch hätte verringern können. Der Bericht hinterfragt außerdem die Praxis der Versendung von Sträflingen in eine bereits stark verwahrloste Station. Er benennt deutlich den systemimmanenten Mangel an Voraussicht und Verantwortung. Der Bericht lobt zwar den logistischen Erfolg der Operation Gerechte Verteilung, hinterfragt aber, ob diese Maßnahme ausreicht, um jahrelange Ausbeutung und Untätigkeit wieder gutzumachen. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Rettungsaktion die Behörden, die Politik – und damit die Wählerschaft, letztlich nicht von ihrer Schuld befreit, jahrelang weggesehen zu haben. Wissenschaftlicher Dienst der Space Patrol (HEO Academy: die Space Patrol Akademie im hohen Erdorbit).