2383 Massenflucht von 1,2 Millionen Menschen von der Erde

Der Bundesstaat On2Life, einer der 25 delokalisierten Bundesstaaten, die im Weltrat vertreten sind, organisiert die Flucht seiner Bürger von der Erde. Die Flüchtlinge starten mit einem elektromagnetischen Beschleuniger im Zeitraum von zwei Jahren. Sie werden für den Verlauf der Aktion in einer behelfsmäßigen Containersiedlung in einem weiten Erdorbit untergebracht. Das Unternehmen wird nicht physisch getarnt. Der On2Life Geheimdienst täuscht die irdische Zentralmacht vor allem informationstechnisch. Überwachungsinstrumente werden fehlgeleitet oder geblendet, Aufzeichnungen verfälscht und die Abwesenheit der Flüchtlinge verschleiert. Nachdem 80% der Ausreisewilligen die Erde verlassen haben, muss die Aktion aufgedeckt werden, da sich die Lebensbedingungen auf der geheimen Auffangstation stark verschlechtert haben. Die interplanetare Gesellschaft nimmt große Lasten auf sich, um die Menschen aus dem Auffanglager zu retten und zu integrieren. On2Life wird acht Jahre später als delokalisierter Staat in die Koalition aufgenommen; der erste der Koalition.

2384 Raumkrümmer als Schnelltransporter

Der erste Raumkrümmer wird als Schnelltransporter mit noch geringer Ladekapazität eingesetzt. Die effektiv nutzbare Geschwindigkeit beträgt 0,1% der Lichtgeschwindigkeit. Das sind immerhin schon 300 km/s. Das Aggregat ist teuer und fehleranfällig. Aber die Reisegeschwindigkeit wird nach einer kurzen Anlaufzeit erreicht und nicht nach einer längeren Beschleunigungsphase wie bei konventionellen Antrieben.

2389 Ablösung der Todesstrafe durch Biostasis-Einlagerung

Verurteilte Straftäter werden in ein künstliches Koma versetzt und in der Schwerelosigkeit gelagert. Ihr Metabolismus wird heruntergefahren und durch Nanosonden überwacht. Die so eingelagerten Körper verbrauchen nur geringe Ressourcen. Damit belasten sie die stationseigene Lebenserhaltung weniger als in klassischen Gefängnissen.

Viele Raumstationen hatten für Kapitalverbrechen lang an der Todesstrafe festgehalten, da in künstlichen Umgebungen keine Mittel für den Betrieb von Gefängnissen zur Verfügung stehen. Normalerweise muss jede Person, die die Lebenserhaltung belastet, ihren Anteil selbst bezahlen, entweder finanziell oder indem sie einen wichtigen Beitrag zum Stationsbetrieb leistet. Langjährige unproduktive Haftstrafen bedeuten, dass die Gemeinschaft die hohen Kosten tragen muss. Deshalb gibt es vor allem hohe Geldstrafen, die so bemessen sind, dass sie sehr lang abgearbeitet werden müssen. Geldstrafen werden oft verbunden mit Bewegungs- und Kommunikationseinschränkungen.

In schweren Fällen, wo Sicherungsverwahrung notwendig ist, kommt Gefängnis nur dann in Frage, wenn der Verurteile mit seinem Vermögen für die weitere Lebenserhaltung aufkommen kann. Andernfalls bleibt nur die Verbannung auf eine sogenannte Asylstation, wo oft anarchistische Zustände herrschen und die Lebenserwartung nicht sehr hoch ist – oder die Luftschleuse.

Der Begriff Biostasis ist eigentlich falsch. Die Körper altern schneller als im realen Leben. Der Metabolismus ist zwar verlangsamt, aber gleichzeitig sind die körpereigenen Reparaturfunktionen auch reduziert. Bei langjährigen Einlagerungen bauen Muskeln und Knochen stark ab. Stoffwechselprodukte sammeln sich in Organen. Gelenke werden durch Ablagerungen eingeschränkt und auch im Gehirn sterben Zellen an mangelnder Aktivität und wegen chemischen Ungleichgewichten. Die Eingelagerten verlieren die Zeit der Strafe, ohne sie zu durchleben.

Es gibt Techniken zur verlustfreien Einlagerung (die sogenannte "konservierende Biostasis"). Sie werden aber für verurteilte Straftäter nicht angeboten, da das nur einen zeitlichen Ausfall ohne Verlust von Lebenszeit bedeuten würde. Damit wird man praktisch in die Zukunft geschickt, ohne zu altern. Das wäre für manche eine attraktive Option. Aus dem gleichen Grund ist eine passive digitale Speicherung nach Upload mit späterer Reaktivierung als Mech nicht vorgesehen.

Die Biostasis-Einlagerung ist humaner und gerechter als die Alternativen, wenn ein Gericht entscheidet, dass ein verurteilter Straftäter von der Gesellschaft getrennt werden muss. Sie ersetzt die Todesstrafe, die im Zeitalter von langen biologischen Leben und digitalen Backups als inhuman, aber doch als ökonomisch notwendig betrachtet wurde. Sie ersetzt auch die Verbannung, die oft einem Todesurteil gleichkam, da es Neuankömmlingen auf Asylstationen sehr schlecht erging. Mit Biostasis-Strafen erhalten alle Bevölkerungsgruppen, ob reich oder arm, die gleiche Behandlung. Vorher konnte man mit einem großen Vermögen die Todesstrafe abwenden, wenn man die Lebenserhaltung während der Haft bezahlen konnte. Nun werden alle eingelagert, bis die Strafe abgebüßt ist.