2197 Aufstand in lunaren Strafkolonien

Ein Lavatunnel auf dem Mond stürzt ein. Der Tunnel diente zwei Strafkolonien als natürlicher Strahlenschutz bei ihrer Bergbautätigkeit. Das Unglück löst eine Revolte unter den Gefangenenarbeitern aus, die in den schlechten Arbeitsbedingungen den Hauptgrund für die hohe Opferzahl sehen. Die Rebellion verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Aus dem tragischen Unfall entwickelt sich schnell ein Aufstand. Gefangene übernehmen Shuttle-Hangars und Kommunikationseinrichtungen und erklären sich für unabhängig von der Erde.

Die Rebellion beginnt in den Eisminen und betrifft erst nur die Strafgefangenen-Basen. Aber kurze Zeit später bringen die Rebellen einen Linearbeschleuniger unter ihre Kontrolle, der Massengüter in die Umlaufbahn bringt. Das unterbricht einen Großteil der Aluminium-, Titan- und Eisversorgung des erdnahen Raums und bedroht damit die orbitale Wirtschaft. Für die Erde kommt die Rebellion überraschend. Die Regierungen können sich aber anfangs nicht auf eine Reaktion einigen. Dann wird die Space Patrol entsandt, um zu verhandeln und um notfalls den Aufstand zu unterdrücken.

Die Space Patrol des Peace Corps war ursprünglich als Friedens- und Schutztruppe im Weltraum gegründet worden. Kurz vor der Mondrevolte wurde sie allerdings zu einer Polizeiorganisation umgebaut, um der damals wachsenden Welle anti-expansionistischen Terrors zu begegnen. Sie verfügt jetzt über Ausrüstung und Training für Antiterror-Einsätze. Diese Aufrüstung kommt nun sehr gelegen, um gegen den Aufstand auf dem Mond vorzugehen.

Auf dem Mond führen die Sirivansa-Schwestern, Loung und Sochua, die Rebellion an. Die beiden Schwestern wurden wegen unterschiedlicher Verbrechen in verschiedenen Strafkolonien inhaftiert. Sie treffen sich im Chaos des Unglücks zufällig wieder und verbünden sich mit Thanasin Komkrit, dem Sicherheitschef einer der vom Unglück betroffenen Strafkolonien. Gerüchten zufolge spielt dabei auch eine enge persönliche Beziehung zwischen Loung Sirivansa und dem Sicherheitschef Komkrit eine Rolle. Komkrit kritisiert schon lange die schlechten Arbeitsbedingungen der Gefangenen und die niedrigen Sicherheitsstandards, und zwar sowohl die Arbeitssicherheit als auch den Mangel an Wachpersonal. Mit dem Unglück werden seine schlimmsten Befürchtungen wahr.

In einer überraschenden Wendung des Schicksals gelingt es den Rebellen, mehrere atomare Minen in ihren Besitz zu bringen. Die Sprengsätze waren dafür vorgesehen unter der Mondoberfläche künstliche Hohlräume zu schaffen, ähnlich den natürlich entstandenen Lavatunneln. Unter der Leitung von Thanasin Komkrit stellen die Rebellen im Eiltempo ein Einsatzkommando zusammen. Sie fangen den Konvois ab, der die Atomsprengsätze zu einer Bergbauanlage transportiert. Es stellt sich heraus, dass die Sicherheit auch bei den Atomminen vernachlässigt wurde. Der Transport ist mit viel zu wenig Begleitschutz unterwegs. Die eigentlich schlecht ausgerüsteten Rebellen treffen nur auf geringen Widerstand. Sie neutralisieren die wenigen Wachleute, verladen die Bomben in einen Flyer und bringen sie nach Kolus, zur größten Rebellenbasis. Auch die Zünder der Atomminen fallen dabei in die Hände der Rebellen. Die Zünder wurden entgegen den Vorschriften nicht getrennt transportiert, sondern nur in einem anderen Fahrzeug des gleichen Konvois. (In den Zulassungspapieren wurden die zwei Fahrzeuge als unabhängige Transportvorgänge geführt.) Die Aktivierungscodes der Minen sind einigen Ingenieuren bekannt, die während der Rebellion gefangen genommen wurden. Damit sind alle Voraussetzungen gegeben, um die Atomminen einzusetzen.

Mit der Eroberung der Atomsprengsätze finden die Rebellen sich unerwartet in einer Position der Stärke wieder. Der Aufstand, der ohne große Vorbereitung aus der Wut über die Opfer des Unglücks geboren war, hatte eigentlich keine Chance. Die Strafgefangenenkolonien sind zu abhängig von der Versorgung von außen. Aber mit den Atomwaffen haben die Rebellen jetzt ein Druckmittel in ihren Verhandlungen mit den Regierungen der Erde.

Die Rebellen fordern nicht weniger als vollständige Freiheit. Sie wollen als unabhängiger Staat anerkannt werden. Aber die Regierungen der Erde sind weit entfernt vom Ort des Geschehens. Die Entscheider kennen die Bedingungen auf dem Mond nicht. Sie können und wollen sich nicht vorstellen, wie ernst die Lage ist und wie verzweifelt die Rebellen sind. Die Regierungen der Erde weigern sich nachzugeben. Immer wieder lehnen sie Kompromissvorschläge der Space Force Verhandlungsführung ab. Keine Seite gibt nach, und schließlich wird die Space Force beauftragt, den Aufstand mit Gewalt zu beenden.

Unter den Rebellen herrscht Uneinigkeit darüber, wie sie die in ihren Besitz gelangten Nuklearsprengsätze am besten einsetzen sollten. Einige plädieren dafür, die Waffen nur als Verhandlungsinstrument zu nutzen, während andere darauf drängen, mindestens eine auf dem Mond zu zünden, um die Ernsthaftigkeit ihrer Forderungen zu unterstreichen. Die radikale Fraktion plant sogar die Atomwaffen gegen die Erde einzusetzen, entweder präventiv als Warnung oder als Vergeltungsmaßnahme im Falle eines Angriffs.

In einem dramatischen internen Putsch bringt eine gemäßigte Rebellenfraktion der Sirivansa-Schwestern die Atombomben in ihren Besitz. Sie vereiteln dadurch einen Präventivschlag gegen die Erde durch die Radikalen unter Thanasin Komkrit. Das Führungstrio ist zerstritten. Die Rebellen bekämpfen sich gegenseitig. Die Uneinigkeit lähmt die Rebellen im entscheidenden Moment als die Space Force ihre Mondbasen angreift. Der Vorteil der Atombomben wird so zum Nachteil. Am Ende gelingt es der Space Force fast alle aufständischen Mondbasen zu besetzen. Nur die Kolus-Kolonie, in der die nuklearen Minen lagern, wird während der Rückeroberung nicht angegriffen.

Tatsächlich hatten die Sirivansas im Chaos der Rückeroberung heimlich die Atomwaffen aus der Kolus-Kolonie entfernt und an einen geheimen Ort gebracht: bei dieser Aktion werden sie von Komkrit und einigen Radikalen angegriffen. Durch den Überraschungseffekt sind die Radikalen im Vorteil. Aber Loung Sirivansa kann in letzter Sekunde verhindern, dass die Atombomben wieder gestohlen werden. Sie tötet Komkrit und opfert ihr Leben, um sicherzustellen, dass die Bomben nicht gegen die Erde eingesetzt werden können.

Die Fiktion, dass die Minen in Kolus lagern und für einen Vergeltungsschlag einsetzbar sind, wird lange aufrechterhalten. Die Space Force wird dadurch von einem Angriff abgehalten. Viele Rebellen fliehen nach der Niederlage ihrer Mondbasen nach Kolus. Kolus ist allerdings auf externe Versorgungslieferungen angewiesen. Wegen der vielen Flüchtlinge ist die Lage der Lebenserhaltung angespannt. Die Space Force, in ihrer humanitären Rolle als Friedens- und Schutztruppe, hilft bei der Versorgung. Kolus wird außerdem von vielen Sympathisanten im Orbit und auf der Erde unterstützt.

Später wird Kolus wirtschaftlich unabhängig. Die zwei wichtigsten Einkommensquellen sind Rohstoffexport und die Vermietung von Leiharbeitern, denn die ehemaligen Strafgefangenen sind Spezialisten für Mondbergbau unter schwierigen Bedingungen. Kolus wird schließlich als unabhängig anerkannt und wird damit zum ersten unabhängigen Nationalstaat auf dem Mond. Sochua Sirivansa wird eine der ersten Ko-Konsulinnen.

Die Rebellion hat zwar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Praxis der Zwangsarbeit auf dem Mond. Die Strafkolonien bestehen noch bis 2215. Aber der Aufstand bleibt trotzdem nicht folgenlos. Nach dem Gefangenenaufstand werden die Sicherheitsstandards erhöht. Es gibt viel mehr Wachpersonal. Damit steigen die Kosten. Diese Kostensteigerung führt, zusammen mit der Menschenrechtsfrage, letztlich zur Aufgabe der lunaren Strafkolonien.

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