2705 Entdeckung der pflanzlichen Intelligenz von Chulu

Gemeint sind die weisen Wälder von Chulu. Die Wälder bestehen aus statischen, Biomasse produzierenden Lebewesen. Deshalb werden sie als Pflanzen bezeichnet. Sie werden von mobilen Wesen (Tieren) und anderen Pflanzen bewohnt.

Grundsätzlich ist die Grenze zwischen Flora und Fauna fließend. Selbst auf der Erde gibt es Tiere, die wie Pflanzen an einen Ort gebunden sind und Pflanzen, die fremde Biomasse aufnehmen (fressen) oder sich fortbewegen können.

Die Wälder von Chulu sehen aus als ob sie aus Pflanzen bestehen, aber vermutlich sind sie irdischen Pilzen ähnlicher als irdischen Pflanzen. Einzelne Teile wachsen unabhängig voneinander und sie vermehren sich auch individuell. Viele zusammen bilden ein riesiges neuronales Netzwerk. Der ganze Wald über viele Kilometer bildet ein denkendes Individuum, allerdings mit mehreren parallelen Denkvorgängen.

Über Schnittstellen, die wie Neuroimplantate arbeiten, kann man mit den Wäldern kommunizieren. Ihre Zeitwahrnehmung ist ähnlich wie beim Menschen. Sie denken nicht – wie irdische Armillaria Solidipes – auf einer anderen Zeitskala. Wie das bei ihrer großen Ausdehnung mit entsprechend langen Neuronen funktioniert, ist nicht geklärt.

Wir wissen nicht wie, und vor allem warum, diese Wälder Intelligenz entwickelt haben. Bisher hatte man angenommen, dass sich Intelligenz entwickelt, um die Umwelt aktiv zu gestalten, unabhängig davon, ob ein Wesen Tier oder Pflanze ist. Intelligenz ist aufwändig, sowohl bezogen auf die Biomasse als auch energetisch. Dieser Aufwand lohnt sich nur, wenn damit etwas optimiert werden kann. In der (irdischen) Praxis verbessern Lebewesen ihre Überlebenschancen durch Gestaltung der Umwelt, durch Jagd oder Flucht.

Ein Wesen, das eher passiv ist, nur vegetativ reagiert, selbst Biomasse produziert und noch dazu immobil ist, bezeichnen wir als Pflanze. Aus solchen Konstituenten setzen sich die Wälder zusammen. Der gesamte Wald hat die gleichen Eigenschaften. Er hat keine Möglichkeit, nach außen zu wirken und seine Umwelt zu gestalten. Und damit keinen Grund Intelligenz zu entwickeln.

Aber es scheint, als ob die Wälder ihr inneres Biotop aktiv gestalten. Vielleicht können sie ihre (ökologische/ökonomische) Bilanz dadurch signifikant verbessern. Möglicherweise führte die Notwendigkeit, für ihr inneres Biotop zu planen und zu optimieren, zur Ausbildung von Intelligenz.

2705 Kriegserklärung der Koalition an Kisor

Beginn des Kriegs gegen die Kisor-Zwillinge.

Die Geschichtsschreibung nennt dieses Jahr als Beginn des Kriegszustands. Alles, was vorher geschehen war, fällt unter die Begriffe Zwischenfall, Kommandounternehmen oder Polizeiaktion.

Schon seit 20 Jahren gibt es ständig direkte militärische Konfrontationen zwischen Soldaten der solaren Koalition und Kisors. Doch nahm die Öffentlichkeit davon weniger Notiz als von spektakulären Aktionen, wie der Deportierung der solaren Diobe-Kolonisten oder der Ermordung der kisorischen Gildevertreter auf Afro.

Solche Ereignisse wären aber kein Anlass für einen totalen Krieg gewesen. Der Krieg entwickelt sich aus einer Eskalation der Gewalt, die wie so oft, auf unterschiedliche Verhältnisse und Denkweisen zweier Zivilisationen zurückzuführen ist.

Die öffentliche Meinung der Koalition nimmt den Kisor-Zwillingen vor allem ihre schnelle Bereitschaft übel, alle gegen Menschen gerichteten Aktionen zu unterstützen und die Koalitionsregierung fürchtet die Rivalität des technisch immer noch höherstehenden Kisor. Das Volk der Kisor-Planeten ist empört über die Kompromisslosigkeit, mit der die Siedler auf schon bewohnten Planeten vorgehen, während der Rat der Gilden befürchtet seinen Einfluss und damit seine kommerzielle Macht in der Region zu verlieren.

So sind beide Regierungen entschlossen, ein Exempel zu statuieren und ihren Anspruch im Sektor Deimas durchzusetzen. Die beiden Kontrahenten werden erst nur durch Waffenlieferungen, dann aber auch durch Truppen unterstützt. Dies führt zur taktischen Notwendigkeit auch die Nachschubbasen des Gegners anzugreifen. Die ersten zwei interstellaren Stützpunkte, die angegriffen werden, gehörten Kisor. Kisor schlug zurück und bombardiert Koalitionsstützpunkte. Die Basen der Koalition liegen auf bewohnten Planeten und sind an Kolonien angeschlossen, während die Kisors auf unbewohnten Planeten lagen. Beim Angriff auf eine Koalitionsbasis bei Ifri wird nicht nur der militärische Stützpunkt getroffen, sondern auch mehrere Städte in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt große Verluste unter der zivilen Bevölkerung. Die Koalitionsregierung sieht in einem Angriff auf Kisor die einzige angemessene Möglichkeit zu reagieren. Deshalb wird die Kriegserklärung abgegeben.

Der Überfall auf ihren Heimatplaneten kommt für die Bewohner Kisors völlig überraschend, da sie seit Jahrhunderten nur Stellvertreterkriege ausgefochten hatten und keinesfalls eine solche Eskalation erwarten.

Tatsächlich sind Angriffe auf den Heimatplaneten auch für Kisor nicht unbekannt. Kisor wurde im Lauf der Geschichte mehrmals überfallen und stark verwüstet. Allerdings waren diese Angriffe fast ausschließlich auf Neobarbaren zurückzuführen und nicht vergleichbar mit einem totalen Krieg zwischen zwei etablierten Völkern. Der letzte bedeutsame Angriff auf das Kisor-System liegt 150 Jahre zurück.

Die Blütezeit der Menschheit hätte wahrscheinlich noch mehrere Jahrzehnte angehalten, wäre sie nicht durch den ersten Krieg gegen Kisor abrupt beendet worden.

Vom Krieg sind nur die inneren Kolonien in Richtung Kisors bis 150 Lichtjahre, auf der abgewandten Seite bis 80 Lichtjahre und die Koalition selbst betroffen. Die äußeren Kolonien v.a. in Richtung galaktisches Zentrum werden kaum berührt.