2303 Putsch der Raumhändler

Orbitale-Megakonzerne und Exil-Expansionisten organisieren auf der Erde den sogenannten "Putsch der Raumhändler". Dabei setzen sie illegale exponentielle Schwarm-Mesh-Technologie ein. Die Aufständischen wollen die Erde wieder für den Weltraumhandel öffnen. Mit der Übernahme von Schlüsselinfrastruktur in Südamerika ist der Putsch teilweise erfolgreich, endet dann aber in einer Pattsituation. Der Aufstand wird durch den Kompromiss von Lima beendet. Dieser erlaubt eine begrenzte Wiedereröffnung des Weltraumhandels über die Startinfrastruktur von Santiago und Córdoba.

Nach der Großen Trennung der Erde von 2284 wächst die Kluft zwischen dem Planeten und der interplanetaren Zivilisation. Durch die Entscheidung der neo-sozialistischen Erdregierung, sich aus der Weltraumentwicklung zurückzuziehen, fühlen sich viel Menschen verraten. Die Weltraumkonzerne erleiden massive Einbußen und erdgebundene Konglomerate mit Weltraumprojekten verlieren den Zugang Märkten und Ressourcen im Orbit. Wissenschaftler, Intellektuelle und weite Teile der Bevölkerung sind zunehmend frustriert durch die ihrer Ansicht nach kurzsichtige Politik, die die Vorteile von Ressourcen aus dem Weltraum für die Erneuerung der Erde ignoriert.

Die Isolation der Erde trifft besonders die wohlhabenden Bevölkerungsschichten. Sie verlieren quasi über Nacht den Zugang zu lebensverlängernden Behandlungen, fortschrittlichen Cyborg-Ersatzteilen, high-tech Eter-Ware und zu vielen modernen Automatisierungstechnologien der orbitalen Ökonomie. Die abrupte Trennung verursacht einen Versorgungsengpass bei Schlüsselkomponenten, dessen Folgen für die Gesamtwirtschaft über fünf Jahre zu einem Verlust von ca. 15% des weltweiten Sozialprodukts führen.

Die Siedlungen im Weltraum sind immer noch abhängig von Lieferungen der Erde, weil die interplanetare Wirtschaft trotz hohem Automatisierungsgrad noch bei weitem nicht so diversifizierte Fertigungskapazitäten hat wie die Erde. Bis zur abrupten Trennung lieferte die Erde unter anderem Nahrungsergänzung, spezialisierten Metamaterialien als Fab-Input, präzisionsgefertigte Maschinen und Luxusgüter aller Art.

Der gescheiterte Expansionistenaufstand von 2293 verschärfte die Lage zusätzlich. Damals gingen viele wohlhabende Expansionisten ins Exil. Von den Weltraumhabitaten aus agitieren sie weiterhin für die Wiedereröffnung der Erde.

Der Putsch der Raumhändler beginnt am 15. März 2303. Ein Bündnis von exilierten Expansionisten und Weltraumkonzernen, unterstützt durch Sympathisanten in Militär und Wirtschaft der Erde, übernimmt wichtige Rechenzentren und Kommunikationsknoten in Südamerika. Der Coup wird angeführt von Alejandro Vasquez, CEO eines orbitalen Produktionskonglomerats. Unterstützt wird Vasquez von General Maria Alvarez, einer hochrangigen Offizierin der Südamerikanischen Verteidigungsallianz, die von der isolationistischen Politik der Erde und ihren Folgen desillusioniert ist.

Dieser Putschversuch unterscheidet sich von früheren Aufständen durch den Einsatz hochentwickelter und illegaler Technologien zur Informationskriegsführung. Die eingesetzten Systeme sind Entwicklungen der Asteroidenbasis Newplace, die vor 12 Jahren "kalt" eingelagert, aber nicht vernichtet worden waren. Diese Forschung war der Grund für den Ausschluss von Newplace aus der Palladischen Liga. Extremistische Expansionisten konnten die Technologie beschaffen und beim Putschversuch einsetzen. Später gab es Gerüchte, dass es sich nicht nur um die ein Jahrzehnt alten Newplace-Systeme handelte, sondern um brandneue Entwicklungen aus der Zeit nach dem Ausschluss. Diese Spekulationen legen nahe, dass Newplace den Staatsstreich möglicherweise aktiv unterstützt hat.

Der Coup verläuft in sorgfältig geplanten Phasen, wobei sich die Realität der Operation deutlich von der öffentlichen Darstellung unterscheidet:

  • Netzangriff: KI-Systeme aus der illegalen Newplace-Entwicklung greifen südamerikanische Netzwerke mit Mikrobotschwärmen und Mesh-Technologie an. Sie übernehmen Kommunikations- und Kontrollsysteme. Die Öffentlichkeit erfährt von der Informationsinfiltration, aber alle Parteien bestreiten später den Einsatz von Technologien jenseits der Standardwerkzeuge.
  • Landung: Entgegen der weit verbreiteten Fehlinformation über Shuttles mit experimenteller Metamaterial-Tarntechnologie nutzen die Putschisten Standard-Dropships. Ihr Abstieg wird auf der Informationsebene verschleiert durch Manipulation von Daten aus Milliarden Sensoren von vielen Quellen einschließlich Verkehrskontrolle, Erdbeobachtung und militärischer Überwachung in ganz Südamerika und dem südlichen Pazifik. Diese Fähigkeit zeigt die Überlegenheit der eingesetzten Informationskriegstechnologien.
  • Infrastrukturübernahme: Einsatzgruppen kontrollierten schnell Kommunikationszentren, Grok-Farmen und die meisten Schwarmkontrollknoten, die von der Exekutive genutzt wurden, um die öffentliche Ordnung zu gewährleisten. Das gelingt vor allem durch den Einsatz der Infiltrations-KI, die sogar in abgeschirmte militärische Systeme eindringt; ein weiteres Zeichen für die Überlegenheit der Newplace-Technologie.

Der Putsch ist trotzdem nur teilweise erfolgreich. Zwar erreichen die Putschisten ihre ersten Ziele. Sie stoßen dann aber auf unerwarteten Widerstand des lokalen Militärs. Auch der Weltrat mobilisiert schnell loyale Streitkräfte, ausgerüstet mit Drohnenschwärmen und elektromagnetischen Kanonen der neuen planetaren Verteidigung.

Die Öffentlichkeit verhält sich überwiegend passiv. Die meisten Menschen warten ab, wie sich die Lage entwickelt. Der Mangel an öffentlicher Unterstützung spielt eine wichtige Rolle bei der Beilegung des Konflikts.

Schon nach Stunden entsteht eine Pattsituation, als klar wird, dass keine Seite einen entscheidenden Sieg erringen kann, ohne massives Blutvergießen und die Zerstörung wichtiger Infrastruktur. Die Putschisten kontrollieren die Raumhäfen, wichtige Kommunikationszentren und zivile Technikkontrollknoten. Aber loyale Streitkräfte haben diese Gebiete umstellt und beherrschen die Bevölkerungszentren. Dieses Patt und die wachsende öffentliche Unruhe zwingen beide Seiten an den Verhandlungstisch.

Nach mehrwöchigen Verhandlungen kommt es durch Vermittlung der Andenföderation zum "Kompromiss von Lima":

  • Begrenzte Wiedereröffnung: Die Raumhäfen in Santiago und Córdoba dürfen eingeschränkt den Betrieb wieder aufnehmen.
  • Kontrollierter Handel: Eine neue Aufsichtsbehörde, die Südamerikanische Weltraumhandelsbehörde (SASCA), wird eingerichtet, um den Weltraumhandel zu überwachen und zu begrenzen.
  • Diplomatische Annäherung: Südamerika erhält Beobachterstatus in der Solaren Koalition.
  • Amnestie-Vereinbarung: Den Putschisten wird Straffreiheit zugesichert im Gegenzug für die vollständige Offenlegung ihrer Unterstützer im Orbit und auf der Erde.

Mit dem Kompromiss werden die Regionen von Santiago und Córdoba zu Sonderwirtschaftszonen, die den Kontakt zwischen der Erde und dem Rest des Sonnensystems halten. Über diese Städte und ihre Startanlagen gibt es begrenzte Importe und Exporte. Expansionisten können nun außerdem wieder die Erde verlassen, wenn der anti-expansionistische Druck zu groß wird. Aber vor allem bekommt der wohlhabende Teil der Erdbevölkerung wieder Zugang zu lebensverlängernden Behandlungen und anderen Produkten, die nur in Schwerelosigkeit hergestellt werden können.

Die begrenzte Wiedereröffnung sieht wie ein großes Zugeständnis der Erde aus. Aber tatsächlich ist der Kompromiss für die Union sehr nützlich. Seit der Trennung sind der Weltrat und das Gaia-Restaurationsprojekt weitgehend immun gegen den Druck von interplanetaren Fraktionen. Im Vergleich dazu sind interne Interessen viel schwieriger zu kontrollieren. Der Kompromiss von Lima gibt dem Weltrat die Möglichkeit, den Forderungen einflussreicher Fraktionen auf der Erde nachzugeben, ohne das Gaia-Restaurationsprojekt zu gefährden.

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