2638 Entdeckung des Riesenplaneten Wotan und seiner gasförmigen Bewohner

Der Planet ist zweieinhalbmal so groß wie Jupiter. Er hat einen Durchmesser von 350.000 km, aber nur die 3-fache Masse. Wotan ist ein Gasplanet. Im Gegensatz zu den Wasserstoff/Helium-dominierten Gasplaneten hat er einen hohen Anteil an schwereren Elementen in der Atmosphäre. Wotan liegt knapp außerhalb der habitablen Zone seines Sterns. Da Wotan selbst Wärme erzeugt, herrschen in seinen mittleren Atmosphärenschichten moderate Temperaturen zwischen -20 und +50 Grad Celsius. Wegen seiner Größe ist die Gravitation dort nur etwas höher als auf der Erde. Der Planet dreht sich in zehn Stunden einmal um seine Achse. Die Kombination aus schneller Rotation und relativ warmem Klima führt zu tropischen Stürmen, die das Wetter auf Jupiter mild erscheinen lassen. Windgeschwindigkeiten von 2000 km/h sind keine Seltenheit.

Die Oberfläche Wotans ist 7-mal größer als die von Jupiter (fast 800-mal so groß wie die der Erde). Wie Jupiter ist Wotan geprägt durch seine farbigen Wolkenbänder. Die Wettermuster sind allerdings noch viel feiner strukturiert. Zwischen den Wolkenbändern sind große stabile Wirbelstürme, die von entgegengesetzt rotierenden Jets-Streams angetrieben werden. Zwischen den großen Stürmen und den Wolkenbändern migrieren unzählige kleine Wirbel (bis 1000 Kilometer Durchmesser). Aus der Entfernung sieht man nur die obersten Schichten der Atmosphäre. Tatsächlich ist der moderate Teil Atmosphäre sehr tief. Stürme, Bänder und Wirbel liegen in mehreren Schichten übereinander. Es gibt Kamine, die Schichten miteinander verbinden. Eine besondere Wetterstruktur sind orthogonale Wirbelstürme, deren Achse parallel zur "Oberfläche" liegt. Diese Stürme beziehen ihre Energie aus entgegenlaufenden Winden in verschiedenen Höhen. Einige reichen von tiefen Schichten bis in die obere Atmosphäre.

Zwei Jahrhunderte später wird auf dem Planeten Leben entdeckt: die Bavandara von Wotan, riesige gasförmigen Wesen.

Die Individuen sind bis 10.000 Kilometer groß. Sie sind definiert durch die imaginäre Einhüllende von Turbulenzfamilien, die in der Atmosphäre für lange Zeit stabil bleiben. Nicht das Gas bildet den Körper der Wesen, sondern die Turbulenzen der Gase. Sie sind nicht zu vergleichen mit Driftern anderer Gasplaneten, bei denen Membranen die körpereigenen Gase von der Atmosphäre trennen. Die Bavandara bestehen aus der Energie von Wirbeln und Turbulenzen. Im Inneren finden komplexe stoffwechselartige Prozesse statt. Systeme von Mikrowirbeln transportieren Energie und Informationen zwischen Untereinheiten. Die Wesen nehmen an der Oberfläche kinetische Energie der Atmosphäre auf. Die Energiespeicherung geschieht ebenfalls kinetisch, in elliptischen Attraktoren. Sie können sich fortbewegen, indem sie gerichtete Wirbel an ihrer Oberfläche ausbilden. So folgen sie energiereichen Regionen der turbulenten Atmosphäre. Die Bavandara sind eine der fremdartigsten Lebensformen, die wir kennen.

2641 Erstbesiedung von Fox

Die Siedlungsorganisation wirbt im Kisor-System, um kisorische Siedler und deren Technologie zu gewinnen.

2643 Überfall der Kelrecs von Miro auf Cobol

Mit weit überlegenen Schiffen aus interianischen Beständen dringen Kelrecs in das Cobol-System ein. Sie löschen die Außenposten bei Poseidon (Gasriese, 250 Monde) mit einem Schlag vollständig aus und kommen dann in das innere System. Sie bieten Cobol die Unterwerfung an. Cobol akzeptiert. Dann landen Truppentransporter und Kelrec-Krieger plündern die Städte Cobols. Besetzung Cobols.

2645 Besetzung von Valerius durch Kelrecs

Ein Hilferuf der Koalition an Artu bleibt unbeantwortet.

2646 Erste offizielle Rolle eines Menschen in der interstellaren Gesellschaft

Majidah Hazama erhält die Zulassung als Anwältin an einem allgemeinen Handelsgericht der Babur-III-Harmonie im äußeren System von Thoris. Das ist die erste offiziell anerkannte Funktion eines Menschen bei einer interstellaren Macht der näheren Umgebung.

Majidah Hazama gehörte zur ursprünglichen Besatzung von Astronáutica General, die als erste Thoris erreichte. Sie blieb als eine von zwei Menschen dort, um eine Handelsvertretung einzurichten, während das Schiff im Solsystem Bericht erstattete. Hazama erstellte bis zur Rückkehr des Schiffs die Daten für den automatischen Übersetzer. Danach trug sie wesentlich dazu bei, dass der erste Kauf eines Frachtschiffs bei Thoris doch noch zustande kam. Während einer Handelskrise im Thoris System bringt sie einen Terminbetrug zur Anzeige und unterstützt die Behörden bei den Ermittlungen.

Nach dem Kauf des Frachtschiffs verlässt Majidah Hazama ihre Firma Astronáutica General. Sie bleibt aber im Thoris-System und nutzt ihre Kontakte zu den Behörden der Harmonie, um eine Laufbahn im Rechtssystem zu beginnen. Hazama wird dabei durch einen Clan der Harmonie unterstützt, der von ihren Aktivitäten während der Handelskrise profitiert hatte.

Majidah Hazama lernt die Handelssprache der Babur-III-Harmonie im äußeren System. Um die Aufnahmeprüfung abzulegen, muss sie einige vorausgesetzte Prüfungen nachholen. Die Zulassung zur Ausbildung dauert 10 Jahre, die Ausbildung 20 Jahre. Daran schließt sich eine 15-jährige Lehrzeit bei einer lokalen Anwaltskanzlei an. Im Lauf der darauffolgenden 40 Jahre erhält sie weitere Zulassungen für höhere Gerichte bis hin zu einem der zentralen Handelsgerichte. Majidah Hazama vertritt neben solaren Handelsgesellschaften auch einheimische Klienten. Ihr Fachgebiet ist das Wettbewerbsrecht.

Ein Höhepunkt ihrer Karriere ist die Vertretung von Grolrumdrorar, einem Thoris-Kartell des inneren Systems vor dem höchsten Handelsgericht der Harmonie. Grolrumdrorar klagt gegen die solare Handelsgesellschaft Arindhaal Tekanikala Mala, weil Arindhaal überhöhte Preise zahlt. Niedrigtechnologie-Gesellschaften, wie das Solsystem, sind oft bereit, sehr hohe Preise für Hochtechnologiegüter zu zahlen. Das treibt in etablierten Ökonomien die Preise in die Höhe. Nach dem Recht der Babur-III-Harmonie ist das nicht zulässig.

Hazama gewinnt den Fall. Das Handelsgericht verurteilt Arindhaal dazu, niedrigere Preise zu zahlen. Das Urteil schließt Arindhaal praktisch vom Thoris Markt aus und belegt die Firma mit einer Strafe. Andere Unternehmen müssen nun auch Strafen befürchten. Das ist ein harter Schlag für die Menschheit. Im Solsystem gibt man Majidah Hazama die Schuld dafür, dass die wichtigste Quelle für Hightech nun praktisch ausfällt.

Für das Solsystem ist Thoris die nächste Quelle für Hochtechnologie. Es gibt keine andere Zivilisation mit einer so diversen und kompatiblen Wirtschaft in der Nähe des Solsystems. Die solare Industrie zahlt deshalb hohe Preise in Form von Rohstoffen und Vorprodukten.

Dann hängt das Gericht ein sogenanntes Indirektionspräzedenz-Merkmal an das Urteil. Das bedeutet, dass weitere Urteile sich am Grolrumdrorar-Urteil orientieren müssen. Das Grolrumdrorar-Urteil gilt als Präzedenzfall. Aber nicht nur ähnliche Klagen werden danach entschieden, sondern das Urteil wirkt auch indirekt. Die Indirektionspräzedenz hat überraschende Folgen für Arindhaal und andere solare Handelsgesellschaften.

Der ganze Vorgang ist eine sogenannte indirekte Klage. Bei indirekten Klagen steht die eigentlich beklagte Partei abseits. Sie ist nur über die Folgen des Urteils betroffen ist. In diesem Fall sind das mehrere Thoris-Kartelle, die mit Menschen handeln und oft Wucherpreise verlangen. Eigentlich will Grolrumdrorar diese Thoris-basierten Kartelle wegen Wucher verklagen. Eingereicht wird die Klage aber gegen das solare Unternehmen Arindhaal, ein Opfer der Wucherpreise.

Um dem Urteil Folge zu leisten, müssen solare Einkäufer niedrigere Preise erwirken. Das geht teilweise durch Verhandlungen, aber oft nur durch weitere Klagen. Diese Wucherklagen müssen jeweils für einzelne Produkte eingereicht werden. Das ist sehr aufwändig. Aber meistens folgen die Gerichte dem Indirektionspräzedenz-Urteil und verpflichten alle Beteiligten dazu, Bedingungen zu schaffen, die den Geist des Indirektionspräzedenz-Urteils erfüllen. Sie müssen also für niedrigere Preise sorgen. Letztlich werden dadurch alle Fraktionen der Harmonie gezwungen, Menschen nicht zu übervorteilen.

Für Niedrigtechnologie-Gesellschaften, die neu auf der interstellaren Bühne sind, wie das Solsystem, ist es nicht leicht, an Hightech-Güter zu gelangen. Sie müssen in Rohstoffen und Vorprodukten zahlen. Aber Rohstoffe sind überall verfügbar und günstig. Für Hightech müssen deshalb sehr große Mengen an Rohstoffen eingetauscht werden. Der interstellare Transport ist aufwändig und langsam.

Nicht alles kann sofort bezahlt werden. Staaten und Unternehmen des Solsystems hatten angefangen, sich bei der Thoris Harmonie zu verschulden, teilweise mit hohen Zinsen. Als Sicherheiten bieten sie Eigentumsrechte im Solsystem. Bei Zahlungsausfällen gehen diese Werte dann in den Besitz von Thoris-basierten Unternehmen über. Die Menschheit des Solsystems ist dabei, in eine dauerhafte Abhängigkeit zu Thoris-Kartellen zu geraten.

Mit dem Indirektionspräzedenz-Urteil erhält die Menschheit eine Chance, diese Falle zu vermeiden.

Das höchste Handelsgericht ordnet sogar die Einrichtung einer Kontrollstelle an, die die Ausführung des Indirektionspräzedenz-Urteils überwacht. Die Kontrollstelle erhält durch das Urteil auch Exekutivgewalt. Die Kosten für den Unterhalt trägt die unterlegene Partei. Das Gericht setzt Hazama als Vorsitzende der Kontrollstelle ein. Ein Mensch leitet damit die offizielle Kontrollstelle des Harmonie-Handelsgerichts, die dafür sorgt, dass Menschen in der Babur-III-Harmonie keine Wucherpreise zahlen müssen.

Durch die beigefügte Exekutivgewalt darf die Kontrollstelle eigene Gerichtsvollzieher einsetzen, die dann – ausgestattet mit dem Recht der Babur-III-Harmonie – Unternehmen von Thoris zwingen können, sich an das Urteil zu halten. Dafür dürfen die Gerichtsvollzieher auf den gesamten Verwaltungsapparat der Harmonie zugreifen. Mit anderen Worten, Menschen des Solsystems sorgen mit dem offiziellen Auftrag der Behörden von Thoris dafür, dass das Solsystem keine Wucherpreise zahlt und sich nicht weiter verschulden muss.

(Alle Bezeichnungen und Einrichtungen in menschliche Begriffe übertragen.)