2430 Interstellare Kolonisierung durch intelligente Mikromaschinen

Mit dem Starprobe-Beschleuniger wird miniaturisierte ISRU-Ausrüstung (In Situ Resource Utilization) in Richtung Proxima Centauri geschossen. Die Mikrosonden werden begleitet durch natürliche und künstliche Infomorphs, d.h. Uploads und KI.

Starprobe wird normalerweise nur zur Erkundung benutzt, weil die Mikrosonden am Ziel nicht abbremsen können. Deshalb wird Starprobe in diesem Fall unterstützt durch die neue Jupiter-Saturn Containerschnellbahn.

Die Schnellbahn steht günstig für das Centauri-System. Sie schickt Matrjoschka-Katapulte auf die Reise nach Proxima Centauri, bevor Starprobe startet. Jedes Matrjoschka-Katapult ist eine Kaskade von ineinander geschachtelten elektromagnetischen Katapulten. Die Energieversorgung reicht nur für einen Schuss. Das jeweils äußere Katapult beschleunigt seine Nutzlast. Die Nutzlast besteht aus einem etwas kleineren Einmalkatapult mit dessen Nutzlast. Die Kaskade besteht aus 18 Ebenen von 1 Meter Durchmesser bis hinunter zu 5 cm. Auf diese Weise kann man die innere Nutzlast der Schnellbahn-Pakete in den Bereich der Starprobe Geschwindigkeit beschleunigen.

Durch geschicktes Timing erreicht die Schnellbahn-Nutzlast die äußere Region des Proxima-Centauri Systems gleichzeitig mit den von Starprobe abgeschossenen Mikrosonden. Die Schnellbahn-Nutzlast enthält ein gestaffeltes Bremssystem für die Mikrosonden. Das Bremssystem fängt die Sonden ein und beginnt den Bremsvorgang. Die erste Phase ist eine Reibungsbremse, wie beim Eintritt in die Atmosphäre, aber hier mit kinetischen Stößen an interstellarer Materie und über Monate hinweg. Das ist bei einigen Prozent der Lichtgeschwindigkeit sehr effektiv. Die nächste Phase bremst zusätzlich durch Wechselwirkung mit dem Magnetfeld des Sterns. Weiter innen werden Sonnensegel entfaltet, die den Sonnenwind nutzen und schließlich kommt wieder eine kurze Kaskade von vier geschachtelten elektromagnetischen Beschleunigern zum Einsatz, bis die Mikrosonden auf interplanetare Reisegeschwindigkeit heruntergebremst sind.

Das Projekt ist wie viele Starprobe-Aktivitäten sehr umstritten. Die Kritik bezieht sich auf die Tatsache, dass Intelligenzen in digitaler Form in das Universum versandt werden. Es handelt sich zwar vor allem um NI (Natürliche Intelligenzen = Uploads), also Infosophonten, die von Menschen abgeleitet sind und nur um nicht-bewusste Hilfs-KI. Aber es gibt zwei große Unterschiede zu den anderen Starprobe-Missionen:

1. Die Mikrosonden werden aktiv abgebremst und verbleiben im Zielsystem. Bei den sonstigen Erkundungsmissionen von Starprobe rasen die Sonden mit einigen Prozent der Lichtgeschwindigkeit durch das Zielsystem. Abbremsen auf interplanetare Geschwindigkeit ist nur eine theoretische Möglichkeit. Das würde Millionen Jahre brauchen und auf jeden Fall irgendwo anders passieren.

2. Für die Kolonisierung wird explizit ISRU-Ausrüstung mit sehr flexiblen Mikrofabs verschickt. Die Mikrofabs sollen alles bauen können, was im Zielsystem zum Aufbau einer Zivilisation benötigt wird. Während Starprobe-Erkundungsmissionen nur über begrenzte Selbstreparatur verfügten, wird hier genug Technik und Information für Autoreplikation verschickt, und das auch noch in ein entferntes System, wo Menschen keine Kontrolle mehr haben.

Es würde zwar lang dauern, bis diese Zivilisation selbst wieder Matrjoschka-Katapulte bauen und damit zu einer von-Neumann-Plage werden könnte. Trotzdem halten viele das Projekt für unverantwortlich. Gerade nach den Erfahrungen mit KI-Ausbrüchen im Solsystem sollte man nicht absichtlich Infosophonten mit Replikationsfähigkeiten freisetzen. Befürworter entgegnen, dass die gesamte Ausrüstung letztlich von Menschen in Form von Uploads kontrolliert wird und nur die spätere Ankunft von Menschen in Raumschiffen vorbereiten soll. Selbst wenn sich die Zivilisation außerhalb ihrer Missionsparameter weiterentwickeln würde, wären Menschen nach einiger Zeit zur Stelle, um regulierend einzugreifen.

Eine wichtige Aufgabe der Mission ist der Aufbau einer dauerhaften bidirektionalen interstellaren Kommunikation zum Solsystem. Das funktioniert auch. 2476 meldet sich der Außenposten per Laser.

In den folgenden Jahren wird ein ständiger Strom von Informationen ausgetauscht. Die Menschen im Solsystem können live – mit vier Jahren Verzögerung – den Aufbau des Außenpostens verfolgen. Im Jahr 2497 bricht der Kontakt plötzlich ab.

Buch

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