2208 Entdeckung des Octopus sapiens

Im Gurig National Park / Australien wird eine neue Oktopus Art entdeckt. In der Gattung Oktopus gibt es viele verschiedene Arten. Der gemeine Oktopus, Octopus vulgaris, ist ein Artenkomplex. Eine Anzahl sehr verwandter leicht unterschiedlicher Arten. Einige unterscheiden sich in ihrer Physiologie, andere nur durch ihr Verhalten. Manche Oktopusarten sterben nach der Eiablage. Es gibt auch Arten, die das Gelege beschützen. Die neu entdeckte Oktopus Population im Gurig National Park schützt ihr Gelege. Männchen und Weibchen wechseln sich dabei ab bis die Paralarven schlüpfen. Selbst danach halten die Eltern ihre Jungen zusammen und beschützen die Nachkommen.

Die Jungen werden intensiv betreut. Die Erwachsenen geben ihr Wissen an die Jungen weiter. Kenntnisse und Fertigkeiten gehen so nicht mit jeder Generation verloren. Wie andere Oktopusarten benutzen sie Werkzeuge. Sie sind mindestens so intelligent wie die großen Menschenaffen. Man vermutet, dass ihre Intelligenz sogar zwischen der von Menschenaffen und Menschen liegt. Die neue Art wird deshalb "Octopus sapiens" genannt.

Die Population lebt sehr zurückgezogen. Fast alle Individuen flüchten beim Kontakt mit Menschen, nicht aber vor anderen Meerestieren. Versuche, Octopus sapiens zu beobachten, schlagen immer wieder fehl. Sie weichen auch gut getarnten Kameras aus. Anscheinend erkennen sie sogar millimetergroße Beobachtungsdrohnen.

Es gibt eine Aufnahme von einem Team der Universität Chittagong in der sich junge Individuen um mehrere erwachsene Tiere gruppieren und mit diesen zusammen Werkzeuge benutzen. Manche Wissenschaftler interpretieren das Verhalten als "Schule". Andere glauben nur an eine zufällige Anordnung. In Gefangenschaft verhalten sie sich anders als in freier Wildbahn. Im Gegensatz zu anderen Oktopus Arten ist Octopus sapiens in Gefangenschaft extrem unkooperativ und introvertiert. Die Tatsache, dass Octopus sapiens sich der Erforschung entzieht, sowohl in der freien Wildbahn als auch in Gefangenschaft wird als Zeichen für Intelligenz angesehen.

2209 Katastrophale Dekompression einer Strafkolonie auf dem Mond

Der Artemis-Archipel, ein Arbeitslager auf dem Mond, beherbergt Strafgefangene, die von der Erde zum Mond verschickt werden, um die florierende orbitale Wirtschaft mit Baumaterial zu versorgen.

Das Arbeitsprogramm auf dem Mond ist umstritten. Aber der Archipel und andere ähnliche Kolonien bilden über Jahrzehnte hinweg das Rückgrat der Mondbergbaus. Die Arbeitslager sind berüchtigt für ihre schlechten Arbeitsbedingungen. Nach dem Aufstand 2197 wurden zwar die Sicherheitsstandards erhöht und mehr Wachpersonal eingesetzt, aber die Arbeitssicherheit ist weiterhin schlecht und die Notfallsysteme sind immer noch unzureichend gewartet. Die Zustände zeigen nicht nur die Gleichgültigkeit der Verantwortlichen gegenüber dem Wohlergehen der Arbeiterys, sondern auch das Versagen der Medien, die ihre Konsumentys lieber mit Unterhaltung beschäftigen als mit ernsten und schwierigen Themen.

Eines der vernachlässigten Systeme war das Notfall-Dekompressionssystems. Es dient dazu, auf plötzliche Druckänderungen innerhalb des Komplexes zu reagieren und Segmente schnell abzuriegeln. Aber die Komponenten werden wegen Budgetkürzungen zugunsten einer besseren Überwachung der Gefangenen immer schlechter gewartet. Zwei Wochen vor dem katastrophalen Ereignis werden die Notschotte zur Wartung offline genommen. Das ist eigentlich ein ganz normaler Vorgang, aber er wird schlecht ausgeführt. Normalerweise würde man nicht alle Schotte gleichzeitig deaktivieren, sondern nur einzelne Teile und die auch nur für wenige Stunden abwechselnd, bis alle reihum gewartet wurden. Aber in diesem Fall werden alle Notschotts gleichzeitig und für einen viel zu langen Zeitraum abgeschaltet.

Unglücklicherweise trifft während dieser Zeit ein Meteoritensturm das Artemis-Archipel. Ein paar faustgroße Meteoriten, durchschlagen die größte Kuppel der Kolonie. Die Kuppel bricht und durch das große Loch tritt schnell Luft aus. Unter normalen Umständen wäre der Vorfall durch das Notfall-Dekompressionssystem gemildert worden. Das Notsystem hätte die betroffenen Bereiche isoliert und den Rest der Kolonie geschützt. Aber wegen der Wartungsperiode schließen die Schotte nicht automatisch, wie vorgesehen.

In kurzer Zeit wird ein Großteil der Kolonie dem Mondvakuum ausgesetzt. Die plötzliche Dekompression reißt Wohneinheiten und Arbeitsstationen auseinander. Die Oberflächenbereiche des Archipels werden durch Trümmer und Splitter verwüstet, die die entweichende Luft mit sich reißt.

Sofort werden Rettungsoperationen von der Erde aus gestartet, doch die Entfernung und das Ausmaß des Unglücks machen die Aufgabe sehr schwierig.

Das tragische Ereignis wird in der Öffentlichkeit unerwartet stark wahrgenommen. Die öffentlichkeitswirksame Diskussion über die Verhältnisse in den lunaren Arbeitslagern beflügelt schon länger laufenden Kampagnen gegen die Verwendung von Zwangsarbeit im Weltraum neuen Schwung. Letztlich führt die Artemis-Katastrophe zum Ende der Zwangsarbeit auf dem Mond im Jahr 2215.